Pacemaker im Thalamus
Mehr als 100 Milliarden Neuronen befinden sich im Gehirn und 97% der neuronalen Verbindungen finden wir im Kortex, aber deren Aktivität wird moduliert von Pacemakern im Thalamus, dadurch wird der Einluss der thalamo kortikalen Verbindungen erheblich größer als es die geringe Anzahl der beteiligten Zellen vermuten lässt. Pacemaker im Thalamus produzieren unterschiedliche kortikale Rhythmen in Abhängigkeit davon, welche kortikalen Loops oder Schleifen sie aktivieren. Die Thalamus Zellen sind Relaiszellen, die sich entweder in einem aktiven Zustand (Relais oder Arbeitsmodus) befinden oder in einem standby (idling) Modus. Der standby oder idling Modus ist ein Zustand, in dem diese Zellen beispielsweise keinen kortikalen Input erhalten. Unter dieser Bedingung kommt es zu einer Hyperpolarisation dieser Zellen. Sie beginnen in einem oszillierenden Rhythmus zu feuern Anderson and Anderson (1968) vermuteten, dass thalamokortikale Zellen mittels Nervenfibern mit dem Kortex vebunden sind. Diese Fibern besitzen Zweige, die zu Interneuronen führen, die dann für eine Inhibitation der thalamischen Aktivität sorgen. Daraufhin erneuert sich der Zyklus, indem sich die Neuronen des Thalamus wieder in den exzitatorischen Zustand bewegen. Sie feuern dann erneut eine synchronisierte Salve von Nervenimpulsen, die sowohl zum Kortex als auch zu den thalamischen inhibitorischen Interneuronen gelangt. Wenn die Inhibition eine zehntel Sekunde dauert, wird die darauf folgende zyklische Exzitation bei 10 Entladungen pro Sekunde liegen und würde als Alpha Rhythmus registriert. Der Nukleus Retikularis (einer der Nuklei innerhalb des Thalamus) besitzt solche intrinischen Pacemaker und ist verantwortlich für die Schlafspindeln im EEG. Diese Art der Aktivität ist im Großen und Ganzen für die rhythmisch auftretende Hirnaktivität verantwortlich. Stermans Forschung mit Katzen bewies, dass sobald thalamokortikale Verbindungen getrennt werden, nur noch Delta Wellen im EEG zu sehen sind. Sowohl Theta, als auch Alpha und SMR verschwinden..
Unterbrechungen
der rhytmischen Aktivität können als Folge von einem Input aus angrenzenden
neuronalen Systemen die Arousal produzieren
als Desynchronisation erfolgen, teilweise durch "Aktivierung von
cholinergen Projektionen des basalen Vorderhirns und des Hirnstamms sowie von
Projektionen der Raphe Kerne und dem Locus Koeruleus ” (Fisch, p 14[L1] ). Zu
verstehen, wie synchronisierte und desynchronisierte EEG Aktivität entsteht,
ist der Schlüssel, um die Wirkung von Neurofeedback zu verstehen.
Lubar stellte fest: Veränderungen
der kortikalen Schleifen, in Folge von Lernen, Emotionen, Motivation oder Neurofeedback,
das dazu dient, diese Fähigkeiten zu fördern, verändert die Aktivität
thalamischer Pacemaker, was dazu führt, dass deren intrinisch gesteuerte
Feuerrate zu verändern.“ Er merkte an, dass eine Veränderung dieser
intrinsischen Feuerrrate Veränderungen des Bewusstseinszustandes bedeutet.
Während der Arbeit mit ADS Patienten ist das verändern dieser Feuerrrate
normalerweise das Senken von Theta und das Anheben von SMR Frequenzen (Lubar, 1997 after Nunez)
Das unten aufgeführte Diagramm
soll die korticothamalischen Kommunikationsbahnen verdeutlichen.
Grafik nach Sherman und Guillery. Danke an Barry Sterman
T = Thalamus; AA = Ascending Afferents
C = Cortex; 6,5,4, are layers in the
cortex;
Genau über ‘A’ sehen wir ein Axon einer Pyramiden Zelle in Layer 6 zum thalamo
sensorischen Relay Nukleus. Achten sie darauf, dass das Axon einen Zweig hat,
der zum retikulären Nukleus des Thalamus führt, der seinerseits ein
inhibitorisches Axon zum Thalamus besitzt, das die Aufgabe hat, das Feuern des Nukleus
zu inhibitieren, den das Kortexaxon begrenzt
Dieses Diagramm zeigt kortikothalamische Wechselwirkungen. Es werden zwei
Prinzipien schematisch dargestellt: erstens, “Area #1” des Kortex sendet Axone zum
sensorischen Relay Nukleus des Thalamus Das kann den Thalamus dazu beeinflussen,
aktiv zu werden und aufmerksam oder dazu, diese Aufmerksamkeit auf einen
spezifischen sensorischen Input hin zu beenden. Zweitens, Area #1 (stellen wir
uns vor, der Input sei eventuell visuell)
Kommunikationsbahnen zu T2 (einem Thalamischen Assoziations Nukleus) welcher
als Antwort mit der kortikalen “Area #2,” in Verbindung tritt, die eine ganz
andere Funktion als Area #1 besitzt. Das ist der Grund, warum ein Durchtrennen
der kortikalen Verbindungen entlang der gepunkteten Linie zwischen Area #1 und
Area #2 die Verbindungen zwischen beiden nicht unterbricht.
Kortikale elektrische
Kommunikation
Macrokolumns
Die Pyramidenzellen und ihre sie
umgebenden Unterstützungszellen (Sternzellen und Korbzellen) sind gruppenweise
organisiert. Jede vertikale Reihe enthält hunderte von Pyramidenzellen. Die Reihen stehen parallel zueinander und rechtwinklig
zur Kortexoberfläche. Viele angrenzende Gruppen könnten denselben afferenten
axonalen Input erhalten und deshalb gleichzeitig feuern, um dadurch ein elektrisches
Potential zu erzeugen, das man an der Kopfoberfläche messen kann. Jede Pyramidenzelle kann mehr als 100000 Synapsen
haben. Tatsächlich braucht es mindestens 6 cm2 Kortex mit
synchroner Zellaktivität um eine aussagekräftige EEG Messung an der Kopfoberfläche
zu erhalten. (Dyro, 1989). Die gemessene
Amplitude wird abhängig bleiben von der Menge und der Art des Gewebes, das sich
zwischen der Elektrode und dem Kortex befindet. Kinder besitzen beispielsweise
dünnere Knochen und haben deshalb höhere Amplituden im EEG. Man muss verstehen,
dass man aus dem EEG nicht erkennen kann, ob das Potential unter der Elektrode
von inhibitorischen postsynaptischen Potentialen oder von exzitatorischen
postsynaptischen Potenzialen stammt. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass
bei epileptischen Entladungen der Spike von Exzitation verursacht wird, die
langsamen Wellen aber von Inhibition.
Resonante kortikale Schleifen
Kortikal zu Kortikal Verbindungen sind
erheblich häufiger zu finden als thalamo-kortikale Verbindungen. Der EEG Rhythmus
ist direkt abhängig vom thalamischen Einfluss und könnte ebenfalls von den + Verbindungen
zwischen Gruppen von kortikalen Zellen stammen. (Traub et al., 1989).
Um die im EEG gemessene elektrische
Aktivität zu verstehen, muss man in Rechnung bringen, dass einige
Frequenzanteile damit zusammenhängen, dass es unterschiedliche Distanzen
zwischen den Zellblöcken oder Columns innerhalb des Kortex zu überwinden gilt.
Joel Lubar hat uns darüber einen aufschlussreichen Überblick gegeben. (Lubar,
1999). Er erklärt, dass diese Distanz einer der Faktoren ist, die die Frequenz
des EEG, das wir messen, bestimmen. Subkortikale rhythmische Einflüsse, wie
die, die vom Thalamus stammen, sind der andere, bestimmende Faktor. Vereinfach
kann man es wie folgt betrachten:.
Der Kortex arbeitet mittels
dreier großer Resonanzschleifen. Das sind::
1. Lokal: Diese elektrische
Loops oder Schleifen bestehen zwischen Makrokolumns die nahe beieinander stehen.
Diese könnten für High Frequency (> 30Hz) Gamma Aktivität verantwortlich
sein..
2. Regional: Diese Schleife elektrischer
Aktivität besteht zwischen Makrokolumns
die mehrere Zentimeter voneinander entfernt liegen. Scheinbar sorgen diese Verbindungen
für den mittleren Frequenzbereich: Alpha und Beta.
3. Global fronto-parietal oder fronto occipital. Areale, die bis zu 7 cm voneinander
entfernt sein können. Diese Schleifen produzieren langsamere Frequenzen im Delta-
und Theta Bereich..
Alle drei Resonanzschleifen werden
spontan aktiviert oder angeregt durch thalamische Pacemaker..
Klinischer Ratschlag
Wenn sie mit Klienten arbeiten ist
es oft sehr hilfreich, wenn diese erkennen, dass ihr EEG durch Stimulation
verändert wird. Man könnte sie veranlassen, die Augen zu schließen und wieder
zu öffnen. Die Klienten können selbst beobachten, dass occipitales und manchmal
auch zentrales Alpha durch visuelle Stimulation geblockt wird. Wenn man der
schwankenden Aktivität des mu Rhythmus an C3 oder C4 Aufmerksamkeit schenkt,
dann kann man durch Schließen der Faust auf der gegenüberliegenden Seite der
beobachteten elektrischen Aktivität diesen Rhythmus blockieren. Es ist von
großer Bedeutung für AD(H)S Kinder und deren Eltern, dass sie einmal bewusst
beobachten, dass es zu einer Reduktion von Theta Aktivität und zu einem Anstieg
der Beta Aktivität zwischen 16 und 18 Hz kommt, sowohl frontal als auch
zentral, wenn sie eine Mathematik Aufgabe lesen, lösen und eine Antwort geben. Der
Trainer kann während einer langweiligen Aufgabe das EEG laufen lassen und dem
Kind ermöglichen den Anstieg der Theta und Alpha Frequenzen zu beobachten, dann
kann er das EEG stoppen und den Klienten fragen, was im Innern geschehen ist
und wie sich dieses im EEG darstellte. Die meisten Klienten berichten, dass sie
während der Aufgabe geistig abdrifteten. Theta ist manchmal auch ein wichtiger
Aktivitätszustand, er ist wichtig für das Erinnerungsvermögen. Schlecht ist
dieser Zustand aber, wenn das ADHS Kind von alleine in diesen Frequenzbereich
abdriftet und dort verharrt, während der Lehrer oder die Eltern seine
Aufmerksamkeit wünschen. Wir unterstützen beim Neurofeedback die Regulationsfähigkeit
der eigenen mentalen Zustände. Während der ersten Trainingssitzungen können
solche Demonstrationen hilfreich sein, um dem Klienten erstmals zu zeigen, dass
er in der Lage ist, die Gehirnaktivität zu steuern und dass diese Steuerung
sich im gemessenen EEG zeigt.
Kommunikationsverbindungen
Es wurde bereits erwähnt, dass die
meisten Aktivitäten des Gehirns und zwar 95% zwischen kortikalen Arealen
oftmals in der gleichen Hemisphäre stattfinden. Weniger als 5% betreffen die
thalamo-kortikalen Verbindungen, trotzdem haben diese einen erheblichen Einfluss
auf das, was wir im EEG beobachten. Steriade, in Ottawa, Canada, zeigte, dass
selbst dann, wenn der Kortex abgetrennt wurde, weiterhin Kommunikationswege
zwischen weit voneinander entfernten Regionen des bestanden (Steriade, 1990). Diese Kommunikation wird subkortikal organisiert vom
Thalamus. Synchrone Aktivität stammt normalerweise von thalamischen Einflüssen.
Sie kann aber auch mit kortikalen Lesionen oder epileptischer Aktivität in
Zusammenhang stehen..
Das Übertragungssignal durch einen Volume
Conductor erfolgt beinahe mit Lichtgeschwindigkeit. Beispiele solcher Volume
Konduktoren sind z.B. das zerebrale spinal fluid (CSF), Hirngewebe, Knochen und
Kopfhaut Also werden EEG Wellen, die im gleichen Moment an verschiedenen
Messpunkten auftauchen, wahrscheinlich vom gleichen Generator erzeugt. Wenn es
einen zeitlichen Abstand gibt, muss eine Synapse zwischengeschaltet sein und
damit eine andere Zellformation. (Fisch, 1999, p 16)
Kortiko-kortikale Koppelung
Koppelung ist ein Begriff, der erst
vor Kurzem in Mode gekommen ist. Koppelung bedeutet, dass zwei Objekte sich
verbinden wie zwei Waggons eines Zuges. Man beginnt zu erkennen, dass für jeden
unterschiedlichen mentalen Zustand eine jeweils optimale Koppelung zwischen verschiedenen
Hirnarealen besteht.
Hypercoupling
Um Lubar
zu zitieren: “Neokortikale Zustände im Zusammenhang mit starkem kortiko-kortikalem
Coupling nennt man Hypercoupling. Sie werden mit globalen oder regionalen Resonanzzuständen
in Verbindung gebracht. [L2] Hypercoupling
bedeutet also, dass große Resonanzschleifen beteiligt sind. Biochemisch
bedeutet das, dass der dominante Neurotransmitter bei dieser Art der Koppelung
Serotonin ist. Hyperkoppelung ist bedeutsam bei Hypnose und Schlaf aber auch
zur Visualisation. Hyperkoppelung wird aber auch mit nachlassender
Aufmerksamkeit in Verbindung gebracht.
Hypocoupling
Hypocoupling wird in Zusammenhang
gebracht mit kleinen regionalen und lokalen Schleifen und damit mit höheren
Frequenzen. Biochemisch scheinen Acetylcholin, Noradrenalin und Dopamin als
Botenstoffe dabei eine Rolle zu spielen. Hypocoupling soll wichtig sein für
Informationsverarbeitung, komplexe mentale Aktivität und angehobene
Aufmerksamkeit.
Normalerwiese benutzen wir NFB um
Menschen zu einem besseren Hypocoupling zu verhelfen und damit die lokalen und
regionalen Vernetzungen zu fördern um die Fähigkeit zu höherer Aufmerksamkeit
und besserem Lernen zu verbessern. Obwohl die von uns gemessene Aktivität des
Gehirns kortikaler Herkunft ist, wird die Regulation dieser Aktivität
hauptsächlich von subkortikalen Strukturen kontrolliert, normalerweise von den
Verbindungen zwischen Thalamus und Makrokolumnen kortikaler Zellen.
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