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Dienstag, 12. Juli 2016
Was es an Elektroden so gibt. Und was zum Träumen ist. Aber auch: was gut ist und trotzdem wenig kostet.
Das EEG:
Zur Ableitung des EEG benötigt man Elektroden. Da beim Neurofeedback 1 Kanal, zwei Kanal, 4 Kanal und dann 19 Kanal Training und Assessment obligatorisch sind, wird man je nach Bedarf die Elektrode wählen, die für Trainer und Trainee am Angenehmsten ist.
Das hängt sehr von den Vorlieben ab.
In der Regel präpariert man die Kopfhaut des Klienten, mit Nuprep oder One Step oder einem anderen Gel. One Step soll zu aggressiv sein, aber es bringt schnell sehr gute Impedanzwerte. Auch die Ohrläppchen müssen präpariert werden. Meistens werden zwei Ohrelektroden benutzt. Auf dem Kopf hat sich beim unkomplizierten ein Kanal Training durchaus die einfache Klebeelektrode bewährt, die es als Napfelektrode oder als Plättchenelektrode gibt. Beide funktionieren gut. Nimmt man Goldelektroden, sollten die Ohrelektroden auch aus Gold sein. Brückenelektroden müssen nur nass sein. Sie werden auf die präparierte Kopfposition gesetzt und gehalten mittels eines EEG Haube. Schön, wenn diese formstabil ist. Das zwickt weniger in den Haaren. Ansonsten ist die Handhabung unkompliziert und es sind nachher keine Spuren aus den Haaren zu wischen. Ten 20 Paste, die die Klebeelektroden auf den Kopf heftet, kann aber anschließend mit einem feuchten Tuch mühelos entfernt werden.
Komplizierter wird es bei Mehrkanalableitungen. Ich finde, dass eine EEG Haube mit Flachelektroden, in die Gel gespritzt wird, angenehm ist und dass die Ableitung damit schnell erstellt werden kann. Impedanzen sind bei diesen Schnellmessungen aber zum Teil eher hoch, weil das sorgfältige Präparieren der Kopfhaut in der Regel zuviel Zeit kostet. Sehr lange habe ich mit 19 Brückenelektroden gearbeitet, die auf vorpräparierte Kopfstellen gesetzt und gehalten werden von einer EEG Haube. Das geht mit ein wenig Übung flott und das EEG ist in der Regel sehr sauber. Nachteil: das Ganze drückt und kann Schmerzen verursachen. Es ist mitunter schwierig, den Kabelstrang schnell zu handhaben, müssen doch alle vordefinierten Kabel an die richtige Elektrodenposition und mein speziell angefertigter Kabelstrang im Wert von 1100 € weist nur kleine Markierungen der Elektrodenposition auf. Ohne Lesebrille geht da wenig. Es gibt auch die Free Cap von Thomas Feiner. Ich muss es mal damit versuchen. Es soll alles ganz sauber und easy gehen.
Am Besten wären Trockenelektroden, die viele Messungen halten und die mühelos anzulegen sind. Am Besten ohne Kabel und bei guter Impedanz. Gibt es das? Ja. Die USA machen es möglich. Es gibt zwei Systeme, von denen ich das Cognionics bereits vorgestellt habe. Es gibt für jede Ableitung einen eigenen EEG Verstärker. Die Trockenelektroden müssen aber alle 100 bis 200 Messungen ausgetauscht werden, was nicht unerhebliche Kosten verursacht: 300 $. Dafür sind die Geräte gut abgeschirmt und liefern gute Impedanzen, die leicht zu überprüfen sind. Da sie kein Kabel haben, kann der Proband sich sogar bewegen. Artefakte sollen völlig unbedeutend werden. Ein solches elektronisches Wunder kostet zwischen 18000 und 20000 €. Nicht eben wenig, aber im Kreis der Medizinprodukte fast schon wieder preiswert. Es gibt auch Finanzierungsmodelle. Ein System ist mit Brain Master kompatibel, das andere mit NeuroGuide und wahrscheinlich mit allen anderen gängigen Softwares auch. Durchsetzen wird sich das Neurofeedback nur so. Es gibt auch die preiswerten Geräte von Neurosky und Verwandten, die bis zu 4 oder gar 8 Elektroden besitzen, die in Stirnbändern oder Halterungen befestigt sind. Die Software zum Training ist bei diesen Geräten oft schön designt. Die Effektivität eines solchen Gerätes kann ich nicht beurteilen. Ich benutze Neurosky mit Focus Pocus in der Lerntherapie. Es gibt auch ein Programm, das normales EEG Training ermöglicht. Der gute Dr. Kowalski hat es selbst geschrieben. Die Kinder lieben das einfachste Neurofeedback. Auch bei diesen Geräten ist eine Trockenelektrode im Einsatz. Das Headband mit 2 Elektroden bekam bei mir nie Kontakt zum Computer (Bluetooth), bis ich es entnervt verschenkt habe. Das Muse Headband mit Software soll recht gut arbeiten, aber professionelles Neurofeedback ist halt eben immer noch etwas anderes und insbesondere die neuen LORETA Z Score Trainings sind in meiner Praxis unglaublich wirksam. eine Ärztin mit Mild Head Injury war nicht mehr arbeitsfähig und ist nach 20 Sitzungen fast völlig geheilt. Eine chronische Schlafstörung bei einer anderen Patientin verschwand völlig. Angstzustände wurden erfolgreich therapiert. Ein Autist verlor seine Aggressionsschübe. Die Ärztin will das Ganze dokumentieren.
Aber im Hight Tech Feld geht die Entwicklung weiter. Training der evozierten Potentiale, leichte Hirnstimulation, Datenbanken, speziell für Kinder mit Lernstörungen: man kann viel Geld ausgeben für High Tech, die kein anderer besitzt...aber ich vergaß: NFB Therapeuten sind ja Techno Junkies und kaufen fast alles. Zu spannend ist das Feld, um damit Reichtümer zu horten. Was rein kommt geht in der Regel für neue Technik wieder raus.
Das Open BCI Projekt von EEG Freaks ist vielversprechend. Man arbeitet am Durchbruch potenter Systeme in den Low Cost Bereich und ist schon sehr weit gekommen. 16 Kanäle Biofeedback inklusive gibt es für 1300$. Das ist wenig. Aber ich habe gerade Trockenelektroden aus den USA erhalten, 24 Stück, Ohrelektroden und 8 Nasselektroden für 95 $ Fracht inklusive. Mal sehen. Wenn es was taugt, bekommt ihr es zu wissen.,
Euer Heinz-Werner Bähr
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