Behandlung oder Training
In den meisten Fällen bedeutet eine
medizinische Behandlung für den Patienten Passivität. Eine medikamentöse
Behdnlung oder ein chirurgischer Eingriff sind Beispiele für eine passive
Haltung des Patienten. Training bedeutet lernen und ist ein aktiver Prozess,
der einer Motivation des Patienten bedarf und einer Wiederholung der Übungen.
Was kann beim
Biofeedbacktraining messen werden?
In vielen Biofeedbackformen messen
wir Funktionen des autonomen (symathisches und parasymphatisches) Nervensystem.
Mit autonom ist etwas ähnliches wie automatisch gemeint. Vor einigen
Jahrzehnten dachten westliche Wissenschaftler, dass dieser Teil des
Nervensystems, der innere Organe wie Herz, Lunge, das gastrointensinal System,
die Blase und die Gefäße steuert, nicht unter der Kontrolle des Bewusstseins
stehe. Andererseits hatte man in Indien und China die Steuerung dieser Organe
seit tausenden Jahren praktiziert. Wie einer der griechischen Philosophen
sagte: "Es gibt nichts Neues unter der Sonne". Wir haben beim
Biofeedback diese klassischen Methoden durch das Hinzufügen elektronischer
Messgeräte leichter erlernbar gemacht.
Die westliche Wissenschaft machte
einen großen Sprung vorwärts, als man auch zu erkennen begann, dass der Mensch
in der Lage ist, die Steuerung vieler Prozesse der eigenen Physiologie unter
bewusste Kontrolle zu bringen. Es wurde deutlich, dass wir in der Lage sind,
biologische Funktionen, die vom autonomen Nervensystem gesteuert werden, wie
die Hauttemperatur, elektrodermale Reaktionen (Schwitzen), den Herzschlag und
die Koppelung zwischen Herzschlag und Atmung, die Respiratorische Sinus
Arrhythmie (RSA), steuern können. Zusätzlich benutzen wir den Begriff
Biofeedback auch beim Erlernen der bewussten Steuerung von Muskelanspannung
(EMG) Wie man jede dieser physiologischen Funktionen bewusst und sie der
Selbstregulation zugänglich macht, wird in einem späteren Kapitel abgehandelt.
Neurofeedback
Beim Neurofeedback messen wir Frequenz
und Amplitude verschiedener Hirnwellen. Diese werden mittels kleiner Elektroden
auf der Hautoberfläche gemessen. Um diese Messung präziser zu machen benutzen
wir eine hochleitfähige Emulsion. Die Elektrode oder die Elektroden misst das
Summenpotential der elektrischen Aktivität von Neuronen (Nervenzellen) des Gehirns.
Diese Messung wird Elektroenzephalogramm (EEG) genannt. Elektro, weil
wir elektrische Aktivität messen (das Spannungsgefälle zwischen zwei
Elektroden), Enzephalo, bezieht sich auf das Gehirn und Gramm auf das
Aufschreiben des Messergebnisses, wie es bei älteren EEG Messgeräten mittels
Stiften erfolgte. Moderne Geräte zeigen die Hirnwellenaktivität auf einem
Computerbildschirm. Das Roh EEG zeigt die Morphologie der Wellen, Amplitude,
wie hoch die Wellen verlaufen und Frequenz (Wie viele Wellen in der Sekunde
verzeichnet werden) Wellen mit unterschiedlicher Frequenz erscheinen zusammen, und
oftmals so, dass schnelle Wellen auf langsame Wellen aufgesetzt sind.
Unterschiedliche EEG Muster korrespondieren mit unterschiedlichen
Bewusstseinszuständen. Beispielsweise gibt es deutlich unterscheidbare
Hirnwellenmuster zwischen den Zuständen des Schlafs und denen des Wachens,
zwischen denen der Konzentration und denen des Arbeitsbewusstsein, zwischen denen
impulsiver, hyperaktiver Zustände und Zuständen der Ruhe und der Reflexion usw.
Der Begriff quantitatives EEG
(QEEG) bedeutet, dass das EEG nicht nur aufgezeichnet, sondern auch ausgewertet
wird, das heißt; die Aktivität verschiedener Frequenzen, sagen wir 4 Hz oder
vordefinierter Frequenzbände, sagen wir 4-8 Hz wird gemessen und quantifiziert.
Die elektrische Aktivität wird entweder als Amplitude in Microvolt (mV) oder
Millivolt (MV) oder als Power, gemessen in Picowatt (PW) angegeben. Das Roh EEG
zeigt Gehirnwellen, Amplituden und Wellenformen im zeitlichen Verlauf.
Das QEEG benutzt Algorithmen die
das Roh EEG umwandeln in auswertbare Darstellungen verschiedener
Frequenzanteile, die es dem Kliniker ermöglichen, Abweichungen von normaler
Hirnaktivität zu erkennen. Ein einfaches QEEG kann man mir drei Ableitungen
erstellen. Man benötigt eine Plus Elektrode, eine Negativ Elektrode und eine
für den "Grund". In modernen Geräten gibt es keine elektrische
Leitung, die dem klassischen elektrischen Grund entspricht. Gemeint ist eine
Schaltung, die die gute Qualität der Messung garantiert.
Das EEG Instrument (Elektroenzephalograph)
misst die Potentialdifferenz zwischen der Plus und der Minus Elektrode. Die positive Elektrode nennt man die aktive
Elektrode. Sie wird gewöhnlicher Weise über der Stelle angelegt, die man zu
messen wünscht. Die Minuselektrode wird Referenzelektrode genannt. Sie wird
gewöhnlicher Weise über einer elektrisch möglichst inaktiven Region platziert,
etwa am Ohrläppchen oder der Nasenwurzel. Diese Art der Messung wird unipolar
genannt. Es ist auch möglich, die Potentialdifferenz zwischen zwei aktiven
Elektroden zu messen, die beide auf der Kopfoberfläche befestigt werden. Diese
bipolare Anordnung zeichnet sich durch erheblich kleinere Amplituden aus .
Die Potentialdifferenz zwischen
zwei aktiven Elektroden ist auch abhängig von der Phase der gemessenen und zu
vergleichenden Wellenformen. Stellen sie sich vor, sie wären im Begriff, zwei
Wellen, die eine Frequenz von 9 Hz haben. Wenn beide Wellen in Phse sind, also
zur gleichen Zeit ansteigen, und eine dieser Wellen gemessen wird mit + 4 µV,
die andere aber mit +6µV, würde die Differenz 2µV betragen. Wenn die Wellen
jedoch gegenläufig sind, die eine also ansteigt, während die andere absinkt,
würde die Differenz zwischen beiden im selben Fall 10µV betragen Das Problem
der bipolaren Messung besteht also darin, richtig zu interpretieren, ob eine
gemessene Amplitudenveränderung aus der Differenz der Amplituden oder aus der
unterschiedlichen Phase beider Wellen stammt, aber Lubar ist der Meinung, auf
diese Art und Weise besitze das mittels bipolarer Anordnung der Elektroden
trainierte Gehirn mehr Möglichkeiten eine gestellte Aufgabe zu bewältigen. (Diese
Aufgabe könnte lauten: reduziere Theta, erhöhe SMR - den sensomotorischen
Rhythmus)
Auf die gleiche Art und Weise
können erheblich mehr Elektrodenpaare an unterschiedlichen Messpunkten auf dem
Kopf gemessen und ausgewertet werden. Normalerweise werden 19 Elektroden über
aktiven Hirnregionen benutzt, mittels eines so genannten Full Cap Assessments. Dieser
Ausdruck stammt aus dem amerikanischen und meint, dass zur Messung eine
leichte, geschlossene Mütze mit eingearbeiteten Elektrode benutzt wird, die ein
wenig wie eine Badekappe aussieht. Die solcherart gemessenen Daten können auf
die unterschiedlichste Art und Weise ausgewertet werden. Der Anwender kann
Power, Relative Power oder Anteil der Power verschiedener Bänder verglichen mit
der totalen Power aller Bänder betrachten, aber auch Kohärenz, Komodulation,
und Phase. Alle diese Begriffe werden noch erläutert werden. Das Messergebnis
kann auch mit Normwerten aus einer Datenbank verglichen werden, wobei
verschiedene Aussagen getroffen werden können über das Aktivitätsmuster
verschiedener Hirnregionen, Verlangsamungen frontal, Überaktivierungen, und
vielen anderen Auswertungen, die möglich sind. Diese Möglichkeiten werden in
den Ausführuingen zu den Eingangsmessungen im zweiten Kapitel besprochen. Es
gibt auch Anwender, die diese Informationen des EEG noch ausweiten wollen durch
den Einsatz von mehr Messelektroden, das können über 200 Messpunkte sein.
Eine weitere, experimentale Methode
die elektrische Aktivität des Gehirns zu beschreiben wird LORETA genannt (low resolution electro-magnetic tomography
assessment). LORETA ist im Grunde ein mathematisches Verfahren, das es
ermöglicht, die Oberflächenaktivität des Gehirns in Verbindung mit Arealen in
größerer Tiefe des Gehirns zu bringen, die mit diesen in Verbindung stehen. Das
Verfahren wurde erstmals von Roberto Pasqual-Marquis in Zürich entwickelt. Zu
diesem Zeitpunkt schienen die solcherart gefundenen Daten sehr gut mit den Ergebnisse
aus der Magnettomographie zusammen zu passen. Wie auch immer: LORETA ist sehr
anfällig für Artefakte.
Wir sind heutzutage in der Lage
Informationen, die mittels LORETA erstellt werden zu benutzen, um Neurofeedbacktherapien
gezielter zu gestalten. Ein Kapitel dieses Buches (Kapitel VII) wird das LORETA
Z Score Neurofeedbackverfahren beschreiben.
Anzumerken ist, dass MRI oder PET
Messungen die präziseste Möglichkeit darstellen, Hirnaktivität im zeitlichen
Verlauf darzustellen, auch wenn eventuell die räumliche Komponente fehlt. Die
Darstellung der Hirnaktivität im zeitlichen Verlauf ist mit diesen Verfahren
präzise darstellbar. Das EEG hat aber den Vorteil keine Kontrastmittel oder
andere Interventionen zu erfordern, während bei einer PET (positron emission tomography) Messung
radioaktiv angereichertes Material injiziert wird. Positronen werden abgegeben
und kollidieren mit Elektronen, das Ergebnis sind zwei Photonen, die vom Scanner
erfasst werden, der deren Quelle messtechnisch erkennt. Die metabolische
Aktivität der Hirnregionen zeigt sich auch in einem Anstieg des
Sauerstoffbedarfs dementsprechend können Regionen mit erhöhtem oder
erniedrigtem Aktivitätsgrad durch den unterschiedlichen Sauerstoffverbrauch im
SPECT verfahren gemessen werden. Diese hochtechnisierten Verfahren sind
wissenschaftlich allgemein anerkannt und die EEG Daten ergänzen deren Messergebisse
gut. Bei Aufmerksamkeitsstörungen zeigt sich beispielsweise oft eine EEG
Verlangsamung in zentralen und frontalen Hirnregionen, aber auch in einer
Abnahme des Glukosestoffwechsels gemessen mittels des PET Verfahrens und einer
Abnahme der Blutzufuhr gemessen mittels des SPECT Verfahrens eben in diesen
Regionen.
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