Erster
Abschnitt
was ist Neurofeedback
und auf welche Grundlagen stützt es sich.
Was ist Biofeedback im Allgemeinen
und was ist Neurofeedback im Besonderen? Definition, Beschreibung und
Überblick über das Feld des Biofeedback, die Lerntheorie und die Anwendung des
Neurofeedback.
Was ist Biofeedback?
Biofeedback wird ein Verfahren
genannt, bei dem technische Geräte dem Klienten psychophysiologische Prozesse
spiegeln, die diesem normalerweise nicht bewusst sind, um diese der
willkürlichen Steuerung durch den Klienten zugänglich zu machen. (George
Fuller, 1984).
Mit dem Präfix Bio ist die Biologie
gemeint, die alle dynamischen Prozesse beschreibt, die unaufhörlich in unserem
Körper ablaufen. Das Gehirn mit mehr als
100 Millionen Neuronen organisiert die Dynamik dieser Abläufe. Die Nerven transportieren
die Botschaften des Gehirns in jeden Winkel des Körpers. Durch Neurotransmitter,
Neuromodulatoren und Neurohormone kann jede Zelle des Körpers vom Gehirn
beeinflusst werden. Wenn sie dem Gehirn Informationen zur Verfügung stellen,
beeinflussen sie das ganze System. Der Begriff Biofeedback meint im Grunde,
Informationen dem Ort zur Verfügung zu stellen, von dem die beobachteten Bio
Signale ursprünglich verursacht werden.
Ein Beispiel ist das
Herz-Raten-Variabilitäts Training, eine Form des Biofeedback,. Wenn das Herz
schneller schlägt, gibt es eine Ursache im autonomen Nervensystem, die diese
Beschleunigung verursacht. Der Sympathikus wird aktiviert. In unserem Körper
existiert immer ein Gleichgewicht zwischen Antrieb und Bremse, zwischen
Beschleunigung und Verlangsamung. In unserem Beispiel bedeutet Verlangsamung
eine Minderung des symphytischen Einflusses, der beschleunigend wirkte. Das
parasympathische System, speziell der Vagus Nerv, der Verbindungen zu fast
allen inneren Organen hat, übernimmt die Kontrolle und verlangsamt den Herzschlag
wieder
Um ein
solches Biofeedbacktraining durchzuführen benötigt man technische Hilfsmittel,
die die Herz Raten Variabilität messen und diese dem Klienten in Echtzeit
spiegeln. Das Feedback übernimmt die Aufgabe, dem Klienten die Vorgänge im
eigenen Körper durch auditive oder visuelle Signale zu spiegeln.
Biofeedback
ist mehr als ein passives Beobachten von Messergebnissen. Es beinhaltet eine
aktive Beteiligung des Klienten. Biofeedback hat das Ziel, dass der Klient
lernt, seine eigene Physiologie zu steuern. Deshalb lautet der gängige Begriff,
der diese Verfahren beschreibt, angewandte Psychophysiologie.
EEG Biofeedback (oder Neurofeedback) basiert
auf zwei Tatsachen. Zuerst einmal darauf, dass die elektrische Aktivität des Gehirns
- gemessen im EEG - Bewusstseinszustände spiegelt und darauf, dass man die
elektrische Aktivität und damit die damit zusammen hängenden Bewusstseinszustände
trainieren kann. Die elektrische Aktivität des Gehirns kann gemessen und auf
einem Computerbildschirm fast in Echtzeit (50-100 ms ) dargestellt werden. Auf
dem Computerbildschirmen werden Wellenlinien gezeigt. Die meisten Menschen
kennen das EKG, das der Arzt schreibt, um die Herzaktivität zu messen. Das EEG
ist ähnlich nur wesentlich weniger gleichmäßig. Es sieht ein wenig aus wie die
gekräuselte Oberfläche eines Sees. Was wir beobachten ist eine Mischung verschiedener
Wellenformen: da sind schmale, kurze Wellen mit niedriger Amplitude und nur
wenig Kraft oder Power, wie sie ein leichter Wind auf der Oberfläche des
Wassers verursachen würde, und zwar mit hoher Frequenz, während größere Wellen,
(höhere Amplitude und mehr Power) die den Wellen, die von einem großen
F-ährschiff verursacht werden, ähneln, mit eher langsamerer Frequenz
auftauchen. Die kleinen Wellen auf der Oberfläche eines Sees ändern Amplitude
und Frequenz mit jedem über das Wasser streichenden Windstoß, deshalb laufen
sie desynchron. Die größeren Wellen erscheinen hingegen regelmäßiger und in
eine gewissen Synchronizität. Wir haben bereits angemerkt, dass es unterschiedliche
Auslöser der verschiedenen Wellenformen gibt: das Fährschiff und den Wind. Tatsächlich
könnten wir uns auch ein kleineres Motorboot vorstellen, das an uns vorbeifährt
und eine regelmäßige, synchron aussehende Welle mit einer ein wenig erhöhten Frequenz
und erheblich weniger Kraft als die von der Fähre verursachten Wellen, erzeugt.
Die kleinen Wellen können auf großen, in der Tiefe abrollenden Wellen
aufgesetzt erscheinen, aber die Oberfläche des Sees ist immer in Bewegung. Diese Analogie zur Wasseroberfläche sollte
man im Gedächtnis behalten, während man das EEG beobachtet.
Auch die EEG Wellen haben
unterschiedliche Auslöser oder Generatoren ( Kortex/Thalamus) und sind von
deutlich unterschiedlicher Frequenz. Das Roh EEG beinhaltet alle
unterschiedlichen Frequenzen in einer einzigen Wellenlinie, wobei schneller
Wellen oft auf langsamere Wellen aufgesetzt erscheinen.
EEG Biofeedback beinhaltet
die Aufzeichnung dieser elektrischen Hirnaktivität durch Elektroden, die auf
der Kopfhaut aufgesetzt werden, und die das gemessene EEG auf einem Computerbildschirm
darstellen. Wenn der Klient seinen Bewusstseinszustand ändert, verändern sich
auch die gemessene elektrische Aktivität des EEG. Der Klient erkennt die
Veränderung auf Grund der unterschiedlichen Feedbacks, zu denen das
Neurofeedbacksystem die gemessene Information umwandelt. Er soll nun versuchen,
seine Hirnwellenaktivität so zu verändern, dass ein vordefiniertes Ziel
erreicht wird. Auf diese Art und Weise erlernt der Klient Selbststeuerung. Es
findet eine erlernte Normalisierung des EEG statt (Sterman)
Zusammenfassend kann gesagt werden,
dass moderne Elektronik und schnelle Rechner es möglich gemacht haben, EEG Wellen
so umzuwandeln, dass sie in allen
Variationen als Grafiken auf einem Computerbildschirm erscheinen. Das Erlernen
der Fähigkeit, die auf dem Computer sichtbaren Feedbacks zu verändern,
bedeutet, dass der Klient gelernt hat, sein EEG zu steuern. Die Beherrschung
der Selbststeuerung des eigenen EEG ist aber damit gleichzusetzen, dass man
gelernt hat, die Gemütszustände, die durch die EEG Wellen gespiegelt wurden, zu
verändern. Wenn das EEG Veränderungen in Thalamus-basalen und
Ganglia-kortikalen Prozessen bedeutet, dann erlernt die Person in Wahrheit die
Beherrschung dieser komplexen neuronalen Systeme.
Es ist wissenschaftlich belegt,
dass eine positive Verstärkung eines erwünschten Verhaltens zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit
Wiederholung dieses Verhaltens führt (Edward Thorndikes: Gesetz der Auswirkung
- Law of effect)
In unserem Falle belohnen wir die
Produktion erwünschter Hirnfrequenzen. Die Belohnung besteht aus einer
Erfolgsmeldung, die durch auditive oder visuelle Signale, die von einem
Computer erzeugt werden gegeben wird. Die Belohnung eines Verhaltens (oder
einer Reihe von neurophysiologischen Reaktionen) führt zu einer stufenweise
Veränderung oder einem Shaping der Frequenzanteile der Sequenz, die in
einer Anhebung der erwünschten Frequenzen
innerhalb dieser Sequenz gipfelt, die wiederholbar ist. (Sterman, 2000) Dieses
Shaping wird erzeugt durch einen Vorgang, den man operantes Konditionieren
nennt.
Der Terminus Operantes
Konditionieren sollte ursprünglich die Tatsache wiederspiegeln, dass das konditionierte
Verhalten zu einer Abfolge von erlernten Reaktion führte, die eine Aktion auslösten oder eine das Umfeld betreffende Handlung initiierten. Technische
Fortschritte zeigten, dass innere Veränderungen wie etwa die der Hauttemperatur
oder des Herzschlages auf diese Art und Weise erlernt werden konnten. Von außen
kommende Belohnungen waren also in der Lage, physiologische Veränderungen im
Körper zu verursachen (Sterman, 2000) Damit wurde klar, dass Veränderungen nicht
mehr allein vom äußeren Umfeld bedingt waren. Es bedurften einer neuen Bezeichnung
für diese Verfahrensweise. Nach längerer Diskussion in den 60 er Jahren des
letzten Jahrhunderts, wurde dafür schließlich der Begriff Biofeedback
verwendet.
.
Wenn wir das Verhalten von Neuronenverbänden
das wir im EEG erkennen, belohnen, benutzen wir den Begriff EEG Biofeedback
oder Neurofeedback. Die Tatsache, dass das EEG Biofeedback signifikante und dauerhafte
physiologische Veränderungen initiieren kann, wurde bereits in den frühen 70 er
Jahren des letzten Jahrhunderts dokumentiert. (Review by Barry Sterman, EEG Markers for Attention Deficit Disorder: Pharmacological and Neurofeedback Applications. Child
Study Journal, Vol. 30, No. 1, 2000).
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