©ADD Centre LTD.: Biofeedback Institute Press 2003, Dr.
THOMPSON 905-803-8066 Canada
Erste Fassung des Neurofeedback Book, 2003
Ein Vorwort der Autoren
Willkommen in der Welt des Neurofeedback.
Einmal dort angelangt, wird es ihnen niemals mehr langweilig werden und sie
werden freiwillig nicht mehr aufhören wollen zu lernen. Es gibt immer wieder
neue Herausforderungen zu bewältigen, die einen erstaunen und demütig machen.
Wir
wollen unsere Leidenschaft mit Ihnen teilen:
Biofeedback und Neurofeedback sind
Möglichkeiten, die einem beliebigen Menschen dabei helfen, Fähigkeiten zur
Selbstregulation zu erlernen, um seine Fähigkeiten besser zu entwickeln. Diese
Möglichkeiten können auf zwei verschiedene Arten genutzt werden. Da ist zuerst
der Trainingsgebrauch. Die Kandidaten
für diese Möglichkeit sind beispielsweise Studenten, Athleten und
Menschen, die ihre Leistungsfähigkeit im Job, in der Schule, im Sport oder in
den persönlichen Beziehungen verbessern wollen. Dieses Training wird vom
Probanden selber erlernt, meistens nach Anleitung eines Trainers oder Lehrers,
der eine Ausbildung im Bereich des Neurofeedback oder Biofeedback erhalten hat.
Der zweite Gebrauch liegt im therapeutischen Bereich. Das Feedback unterstützt
therapeutische Interventionen, die die Zielsetzung haben, dem Klienten
Möglichkeiten zu eröffnen, Symptome zu überwinden oder Störungen und seelische
Krankheiten auf neuen Wegen zu begegnen. In diesem Falle ist ein Therapeut der
Ansprechpartner und Neurofeedback und Biofeedback sind Elemente des Behandlungsplans.
Wir wählen den Begriff Werkzeug für das
Neurofeedback-, bzw. Biofeedbacktraining, weil die Möglichkeiten der Neurofeedback-
und Biofeedbackgeräte Ähnlichkeit mit Fitnessgeräten haben. Neurofeedbacktherapeuten
sind Anbieter von Trainingseinheiten für das Gehirn. Ein Fitnessgerät mag von manchen in einem Fitnessstudio oder in der Schule unter der Anleitung eines Trainers
oder Coaches benutzt werden. Dieser sollte einiges Wissen über die richtige
Anwendung des Fitnessgerätes besitzen, zusätzlich wäre es sicher sinnvoll, wenn
es einen Trainingsplan eines erfahrenen Trainer gäbe, der im Hintergrund lenkt.
Dem entspricht die erste, eher pädagogische Anwendungsmöglichkeit des
Neurofeedback. Die zweite Anwendungsmöglichkeit, die ja im therapeutischen
Bereich liegt, entspräche den Fitnessgeräten in einem Krankenhaus oder einer
Klinik, in der ein Physiotherapeut bereit steht, um mit dem Patienten ein
Rehabilitationsprogramm zu beginnen. Der Gebrauch der Hilfsmittel hängt von dem
Ziel ab. Entweder trainiert jemand um seine Leistungsfähigkeit zu verbessern,
oder er ist Patient und befindet sich in einer Therapie. In ähnlicher Art und
Weise wird das Neurofeedback entweder zum Training oder zur Therapie von
Patienten eingesetzt.
Ebenso wie bei Fitnessgeräten sollte man
weder Bio- noch Neurofeedback eine unumschränkte Wirksamkeit zuschreiben. Die
Ziele des Klienten verlangen manchmal nach anderen Techniken wie Meditation,
Entspannungsübungen, Yoga, kognitivem Training, dem Erlernen metakognitiver
Strategien, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. EEG Biofeedback ist aber in
jedem Falle effektiver. Die Trainingsdauer kann durch diese modernen Verfahren
gegenüber den anderen, älteren Methoden deutlich verkürzt werden. Neurofeedback
kann aber auch mit vielen anderen Methoden kombiniert werden.
Meistens benutzen wir in unserem ADD
Zentrum das Neurofeedback im pädagogischen Bereich. Deshalb sprechen wir eher
von Trainern, die einen Coaching Auftrag haben, als von Therapeuten, wenn wir
davon reden, dass wir einem Studenten oder Klienten Selbst Regulation
beibringen.
Themen wie das Alpha Theta Training, das
in erster Linie von Therapeuten durchgeführt wird, werden deshalb in diesem
Buch weniger diskutiert werden, als Methoden, die Aufmerksamkeit und Konzentration zu verbessern. Anspannung, Ablenkbarkeit, Mangel an der Fähigkeit die
Aufmerksamkeit schnell zwischen weitem Fokus und engem Fokus zu wechseln,
schlechte Organisationsfähigkeit und die Unfähigkeit zur Daueraufmerksamkeit
haben einen erheblichen Einfluss auf Arbeit, Schule und Sport.
Menschen zu einem flexibleren Hirn zu verhelfen, das es ihnen
ermöglicht, einen Zustand der Ruhe, Aufmerksamkeit und Konzentration aufrecht
zu erhalten, gehört zu unserer täglichen Arbeit im ADD Zentrum. Mittels
Neurofeedback verhelfen wir unseren Klienten zu der Fähigkeit der
Selbststeuerung. Wie wir das tun und warum wir das tun (die wissenschaftlichen
Hintergründe) ist das Thema dieses Buches.
Ein
Überblick über dieses Buch
Dieses Buch wurde geschrieben um dem
Leser die Grundlagen des Neurofeedback zu erklären und ihm eine Anleitung zu
geben, wie Neurofeedback in der Praxis angewendet werden kann. Auch wir wissen
nicht, auf Grund welcher Mechanismen EEG Biofeedback letztlich funktioniert.
Unser Feld ist ein Gebiet der Erfahrungswissenschaft, das auf Beobachtungen
basiert. Es liegt aber eine komplexe Wissenschaft zu Grunde. In einem Schreiben
an die AAPB Convention im Jahr 2000 betonte Dr. John Basmajian, dass wir keinen
Grund haben, bezüglich unseres Feldes in eine Verteidigungsstellung zu gehen,
weil das Feld durch solide Grundlagenwissenschaft gesichert ist. (Basmajian ist
selber ein Pionier des Biofeedback, der bereits in den 60 er Jahren
demonstrierte, dass es möglich ist, einzelne Moto Neuronen zu trainieren.) Man
muss erkennen, dass das Wissen um neurologische Zusammenhänge schnell wächst
und dass vieles von dem, was heute geschrieben wird, schon in Kürze als
überholt gelten könnte.
Teil
1 beginnt mit Fragen. Was ist
Biofeedback? Warum benutzt man das EEG? Welche Art des Lernens findet statt?
Wie entsteht das EEG? Was kann im EEG beobachtet werden? Wie entdeckt der EEG
Verstärker die gemessenen Informationen und wie stellt er sie dar?
Neuroanatomie, die das Neurofeedback betrifft, beinhaltet Folgendes: Das Wissen
um die Funktion der Synapsen, über Nervenbahnen, die Struktur des Gehirns, Grundsätzliches
über die Pyramidenzellen, über inhibitorische Zellen und den Einfluss von
subkortikalen Strukturen auf das EEG, aber auch einige Aspekte des Wissens um
die Funktion der Ganglien und der Hirnlappen.
Teil
2 versucht die Frage zu beantworten,
wie und warum Biofeedback (BFB) mit Neurofeedback (NFB) kombiniert wird. Dieser
Teil des Buches erläutert wie ein Assessment (erste Einschätzung) am Beginn der
NFB Sitzung durchgeführt wird, wie das Artefakting vonstattengeht und wie ein
NFB Training geplant wird. Er beinhaltet außerdem die Erläuterung einer Stress
Beurteilung, welche Sensoren dabei benutzt werden, was diese messen und wie als
Folge der Einschätzung ein kombiniertes BFB (Biofeedback)und NFB (Neurofeedback)Training
gestaltet wird. Es werden zusätzlich weitere Techniken angeführt, die den Lernprozess
beschleunigen, mit besonderem Augenmerk auf die Technik der verbesserten
Metakognition.
Teil
3 beinhaltet Informationen zum Forschungsdesign
und der Erhebung statistischer Daten. Er wurde von unserem ältesten Sohn James
Thompson verfasst, der ein Magisterstudium der menschlichen Physiologie
absolviert. Er steht diesem Thema näher als seine Eltern. Das Verstehen von
Basiskonzepten ist auf diesem Feld notwendig, nicht nur um selber
wissenschaftliche Studien zu betreiben, sondern insbesondere um die wissenschaftlichen
Arbeiten anderer einschätzen zu können. Wir wünschten uns, jeder
Neurofeedbackanwender bliebe der wissenschaftlichen Neugier verpflichtet, die
unser Fachgebiet erst ins Leben rief.
Die
momentane und zukünftige Stellung des Neurofeedback
Unser Verständnis über den Platz des
Neurofeedback in der Neurowissenschaft und selbst unser Wissen darüber wie es
funktioniert, ist begrenzt.
Man könnte es mit Galileos Entdeckung
vergleichen, dass die Erde sich um die Sonne dreht und das unsere Welt nur ein
kleiner Bestandteil des Sonnensystems ist. Seine Ideen wurden bekämpft, aber
nicht widerlegt. Sie wurden im besten Falle akzeptiert und erst später durch
weitere Entdeckungen auf dem Gebiet der Astronomie bestätigt. Unser Feld
befindet sich noch in einem frühen
Stadium, in dem vieles angezweifelt wird, aber es wird sich durchsetzen, ganz
einfach, weil es funktioniert. Wir hoffen auf die Weiterentwicklung der
Neurowissenschaft in der Hoffnung, dass deren Erkenntnisse zu einem tieferen
Verständnis darüber führen werden, wie Neurofeedback funktioniert. Eventuell
ergeben sich daraus noch effizientere Wege diese Technik zu benutzen.
Meines Erachtens wird Selbstregulation
einen großen Teil der Medizin des 21 Jahrhunderts bestimmen. Zwei gewichtige
Gründe führen mich zu dieser Annahme. Zuerst einmal sind erlernte
Selbstregulationsfähigkeiten, die durch Neurofeedback und Biofeedback
ermöglicht wurden, die Basis um viele Störungen, die von der Schulmedizin oder
der traditionellen Medizin nicht behandelbar sind, zu überwinden. Zweites
Argument sind die Vorteile für das Gesundheitssystem, das durch den Einsatz von
Techniken, die den Menschen Selbstregulation beibringen, wesentlich
kostengünstiger werden wird, weil das passive Warten des Menschen auf eine von
außen kommende Hilfe wegfällt. Selbstregulation ist eine erlernbare Methode,
die eine langanhaltende Veränderung zum Positiven bewirkt. Pharmakologische
Interventionen sind im Gegensatz dazu nur wirksam, solange die Medikamente
gegeben werden. Deshalb sind sie auf die Dauer sehr kostenintensiv. Selbstregulation
zielt immer auf Gesundheit. Sie ist nicht am negativen Bild der Krankheit
orientiert.
Warum wird Neurofeedback von manchen
Menschen noch negativ beurteilt? Warum wird es in Fachkreisen manchmal
ignoriert? Einer der Gründe ist
sicherlich, dass es in der Ausbildung der meisten Mediziner nicht vorkommt. Es
ist ein gewaltiger Schritt für einen in Biochemie oder Neurologie ausgebildeten
Mediziner, sich vom althergebrachten Denkmodell zu lösen und sich zu einem eher
an pädagogische Konzepte erinnernden Verfahren wie dem Biofeedback oder dem
Neurofeedback zu bewegen. Manchmal tut man sich schwer mit Dingen, deren
Wirksamkeit man aus der eigenen Erfahrung nicht kennt. Es wird berichtet, dass
die Eingeborenen Amerikas die Schiffe des Cortez nicht erkannten, weil ihr Auge
nicht geschult war, riesige hölzerne Gebilde als Transportmittel für Menschen
wahrzunehmen. Man muss wohl akzeptieren, dass Neurofeedback immer noch nicht
ins Bewusstsein der meisten Menschen gerückt ist, aber seien sie versichert,
das wird sich ändern. Das Internet trägt Informationen schneller um die Welt
als alle wissenschaftlichen Publikationen bisher.
Wir alle haben die Fähigkeit unser
Bestes zu geben. Das wird sich herumsprechen. Bemühen sie sich um jeden Klienten
und behalten sie den Rat im Hinterkopf: es ist besser, wenig zu versprechen und
viel zu erreichen.
Anmerkungen
für den Leser
1. Die Begriffe EEG Biofeedback und
Neurofeedback oder NFB sind Synonyme. Andere gebräuchliche Begriffe sind:
Neurotherapie und ganz anschaulich: Brain Wave Feedback oder
Gehirnwellenfeedback.
Wie auch immer die Bezeichnung lautet,
gemeint ist die Beobachtung der elektrischen Aktivität des Gehirns eines
Menschen um diesem die Informationen zu spiegeln, was sein Gehirn im Augenblick
der Messung tut.
2. Der Begriff Biofeedback oder BFB wird
benutzt, wenn die Informationen, die dem Klienten gespiegelt werden, von
Prozessen stammen, die durch das autonome Nervensystem gesteuert werden oder
von der Muskelaktivität. Muskelkontraktionen werden mit einem EMG Sensor
gemessen. Andere gemessene Größen sind Temperatur, Herzrate, Atemfrequenz, Hautleitwert
(electrodermal response oder EDR) oder das Gegenteil der Hautwiderstand (GSR, galvanic skin
response).
3. Vermutlich werden sie metakognitive
Strategien benutzen, während sie dieses Buch lesen. Mit anderen Worten: sie
überschreiten die Grenzen des Alltagsdenkens und Wahrnehmens und bedienen sich
Strategien, die es ihnen ermöglichen, ihr Denken zu reflektieren und ihr Wissen
darüber wie sie am besten Lernen und sich neue Informationen merken, anzuwenden.
Um zu beginnen sollten sie aktive Lesestrategien entwickeln. Bevor sie sich der
Lektüre dieses Buches widmen, überlegen sie am Besten, was sie aus diesem Text
erfahren wollen und wie sie selbst einen solchen Text gestalten würden. Danach
überfliegen sie die Überschriften und Kapitelbezeichnungen und denken sie
darüber nach, ob das vorgefundene Konzept ihrem ausgedachten Konzept entgegenkommt.
Drittens, führen sie sich noch einmal vor Augen, was der Zweck dieses Buches,
gemäß der Absichtserklärung im Kapitel mit der Überschrift: Bemerkungen der
Autoren, sein soll. Viertes: Beginnen sie
jetzt das Kapitel zu lesen, das sie am meisten interessiert. Während des Lesens
könnten sie versuchen, sich Fragen zu überlegen, zu denen sie selbst die
Antworten zu geben versuchen, entweder aus diesem Buch oder aus anderen, ihnen
bekannten Texten. Diese Schritte sorgen für eine emotionale Auseinandersetzung
mit dem Text, die enorm hilfreich ist, wenn man sich den Inhalt merken will.
Sorgen sie dafür, dass sie ein persönliches Interesse daran finden, sich mit
diesem Buch auseinanderzusetzen.
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