BA 40: Supramarginaler Gyrus Einleitung
Das Brodmann Areal 40 befindet sich im inferioren Parietallappen und
beinhaltet den supramarginalen Gyrus. In der dominanten Hemissphäre hat diese
Region Bedeutung bei der Wahrnehmung von Phonemen, der verbalen Kreativität,
der Konstruktion von Sätzen, der Kategorisierung und bei semantischen
Prozessen. Dieses Brodmann Areal ist von entscheidender Bedeutung für das
Rechnen mit ganzen Zahlen. Der linke (in der dominanten Hemissphäre liegende) supramarginale
Gyrus ist ein Knotenpunkt für das auditive Kurzzeit-Arbeitsgedächtnis das
sowohl an musischen als auch an sprachlichen Prozessen beteiligt ist. Er hat
Bedeutung für das Kurzzeitgedächtnis für die linguistische Phonologie und das
Kurzzeitgedächtnis für Tonhöhen. Dieses Areal verbindet kinästhetische
Erinnerungen mit auditiven Befehlen. Es ist wahrscheinlich Teil von Netzwerken
für die bewusste Erinnerung an frühere Erfahrungen.
In beiden Hemissphären ist dieses Areal wichtig für deduktive Schlüsse und für
die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit aufrecht zu halten. Diese Areale sind
ebenfalls von Bedeutung bei anderen kognitiven Aktivitäten, wie denen das
Gleiche und das Trennende auseinanderzuhalten, der Konflikt Erkennung und dem
emotionalen Arbeitsgedächtnis.
Läsionen können zur so genannten ideomotorischen Apraxie führen, und damit
zu Defiziten in der Fähigkeit, motorische Tätigkeiten zu planen oder zu
vervollständigen, wenn sie einen Bezug zum semantischen Gedächtnis haben. Solche
Patienten können eine Handlung automatisiert ausführen, etwa Schnürsenkel zubinden,
aber diese Handlung kann nicht auf Anforderung ausgeführt werden. Wenn die
Läsionen von BA 40 in der dominanten Hemissphäre liegen, macht der Patient
Schreibfehler, zeigt Probleme beim Buchstabieren, bei der Wortwahl und in der
Syntax. Probleme der Rechts-Links Unterscheidung sind üblich, ebenso wie die
Akalkulie (Schwierigkeit bei simpelsten Rechenaufgaben, sowohl der Addition,
der Subtraktion, der Division als auch der Multiplikation.)
Nichtdominanter
Supramarginaler Gyrus
In der nicht dominanten Hemissphäre ist der supramarginale Gyrus von
Bedeutung für das visuelle Erfassen, die Imitation von Bewegungen, die visuell
motorische Planung, die Musikalität und bei der Empathie. Defizite können zur
konstruktiven Apraxie führen, also zu Problemen wie etwa dem der Unfähigkeit, Designs zu
kopieren, Bauklötze zu stapeln oder Punkte auf Landkarten zu finden.
Hauptsächlich in der nichtdominanten
Hemissphäre ist BA 40 von Bedeutung für die Bewegungsimitation und die
Unterscheidung von Gleichem und Ungleichem. Astereognosis kommt vor. Bei dieser Störung ist der Patient nicht
in der Lage, bekannte Objekte zu ertasten. In der nicht dominanten Hemissphäre
ist der supramarginale Gyrus in der Nähe der temporal-parietal Verbindung beteiligt
an der Prosodie, also dem Bezug zur Intonation der Sprache und zu deren Rhythmus,
sowie zur Betonung. Dysfunktion kann zu sensorischer Aprosodie führen, die
Schwierigkeiten beim Verstehen des emotionalen Gesprächsinhalts bedeutet. Dieser
wird in der Regel durch die Stimmlage, Nuancen und Anspielungen, aber auch
durch Körpersprache vermittelt. Beeinträchtigungen der Empathie und des
Verstehens von Intentionen anderer Menschen, kommen ebenfalls vor.
Lateraler
Aspekt, Nichtdominanter Lappen, temporal-parietal Verbindung; annähernd am
Zentrum eines X gezogen zwischen T8-P4 und C4-P8
Das ist eine
Region, die unmittelbar über dem angularen Gyrus und dem supramarginalen Gyrus
in der Nicht Dominanten Hemissphäre liegt. Bei den meisten Menschen also
in der Nähe der temporal-parietal Verbindung der rechten Hemissphäre oberhalb
der BAs 40, 39 und 22. Es ist die Entsprechung des Wernicke Areals der
dominanten Seite. Die Funktionen dieses Areals wurden schon bei der Erläuterung
von BA 39 und 40 aufgezählt. Sie beinhalten: räumlich-emotionale Kontextwahrnehmung,
Symbolwiedererkennung, die Fähigkeit emotionale Töne zu verstehen und die
Erfassung von Anspielungen, Nuancen und den emotionalen Aspekten von verbaler
Kommunikation oder von Gesten. (Ross,
1981). Sie kann auch für das nonverbale Gedächtnis von Bedeutung sein. Unteraktivierung
dieses Areals, die sich durch hochamplitudige langsame Wellen (Theta oder
Alpha) zeigt, wird, unserer Erfahrung nach, oft bei Patienten beobachtet, die
am Asperger Syndrom leiden. Die gleichen Symptome von sensorischer Aprosodie
können nach einem Schlaganfall dieser Region auftreten, Ross (1981).
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