Sonntag, 14. August 2016

BA 40, Neurofeedback Book Thompson deutsch

BA 40: Supramarginaler Gyrus Einleitung


Das Brodmann Areal 40 befindet sich im inferioren Parietallappen und beinhaltet den supramarginalen Gyrus. In der dominanten Hemissphäre hat diese Region Bedeutung bei der Wahrnehmung von Phonemen, der verbalen Kreativität, der Konstruktion von Sätzen, der Kategorisierung und bei semantischen Prozessen. Dieses Brodmann Areal ist von entscheidender Bedeutung für das Rechnen mit ganzen Zahlen. Der linke (in der dominanten Hemissphäre liegende) supramarginale Gyrus ist ein Knotenpunkt für das auditive Kurzzeit-Arbeitsgedächtnis das sowohl an musischen als auch an sprachlichen Prozessen beteiligt ist. Er hat Bedeutung für das Kurzzeitgedächtnis für die linguistische Phonologie und das Kurzzeitgedächtnis für Tonhöhen. Dieses Areal verbindet kinästhetische Erinnerungen mit auditiven Befehlen. Es ist wahrscheinlich Teil von Netzwerken für die bewusste Erinnerung an frühere Erfahrungen.
In beiden Hemissphären ist dieses Areal wichtig für deduktive Schlüsse und für die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit aufrecht zu halten. Diese Areale sind ebenfalls von Bedeutung bei anderen kognitiven Aktivitäten, wie denen das Gleiche und das Trennende auseinanderzuhalten, der Konflikt Erkennung und dem emotionalen Arbeitsgedächtnis.
Läsionen können zur so genannten ideomotorischen Apraxie führen, und damit zu Defiziten in der Fähigkeit, motorische Tätigkeiten zu planen oder zu vervollständigen, wenn sie einen Bezug zum semantischen Gedächtnis haben. Solche Patienten können eine Handlung automatisiert ausführen, etwa Schnürsenkel zubinden, aber diese Handlung kann nicht auf Anforderung ausgeführt werden. Wenn die Läsionen von BA 40 in der dominanten Hemissphäre liegen, macht der Patient Schreibfehler, zeigt Probleme beim Buchstabieren, bei der Wortwahl und in der Syntax. Probleme der Rechts-Links Unterscheidung sind üblich, ebenso wie die Akalkulie (Schwierigkeit bei simpelsten Rechenaufgaben, sowohl der Addition, der Subtraktion, der Division als auch der Multiplikation.)
Nichtdominanter Supramarginaler Gyrus
In der nicht dominanten Hemissphäre ist der supramarginale Gyrus von Bedeutung für das visuelle Erfassen, die Imitation von Bewegungen, die visuell motorische Planung, die Musikalität und bei der Empathie. Defizite können zur konstruktiven Apraxie führen, also zu Problemen  wie etwa dem der Unfähigkeit, Designs zu kopieren, Bauklötze zu stapeln oder Punkte auf Landkarten zu finden. 

Hauptsächlich in der nichtdominanten Hemissphäre ist BA 40 von Bedeutung für die Bewegungsimitation und die Unterscheidung von Gleichem und Ungleichem. Astereognosis kommt vor. Bei dieser Störung ist der Patient nicht in der Lage, bekannte Objekte zu ertasten. In der nicht dominanten Hemissphäre ist der supramarginale Gyrus in der Nähe der temporal-parietal Verbindung beteiligt an der Prosodie, also dem Bezug zur Intonation der Sprache und zu deren Rhythmus, sowie zur Betonung. Dysfunktion kann zu sensorischer Aprosodie führen, die Schwierigkeiten beim Verstehen des emotionalen Gesprächsinhalts bedeutet. Dieser wird in der Regel durch die Stimmlage, Nuancen und Anspielungen, aber auch durch Körpersprache vermittelt. Beeinträchtigungen der Empathie und des Verstehens von Intentionen anderer Menschen, kommen ebenfalls vor.

Lateraler Aspekt, Nichtdominanter Lappen, temporal-parietal Verbindung; annähernd am Zentrum eines X gezogen zwischen T8-P4 und C4-P8
Das ist eine Region, die unmittelbar über dem angularen Gyrus und dem supramarginalen Gyrus in der Nicht Dominanten Hemissphäre liegt. Bei den meisten Menschen also in der Nähe der temporal-parietal Verbindung der rechten Hemissphäre oberhalb der BAs 40, 39 und 22. Es ist die Entsprechung des Wernicke Areals der dominanten Seite. Die Funktionen dieses Areals wurden schon bei der Erläuterung von BA 39 und 40 aufgezählt. Sie beinhalten: räumlich-emotionale Kontextwahrnehmung, Symbolwiedererkennung, die Fähigkeit emotionale Töne zu verstehen und die Erfassung von Anspielungen, Nuancen und den emotionalen Aspekten von verbaler Kommunikation oder von Gesten. (Ross, 1981). Sie kann auch für das nonverbale Gedächtnis von Bedeutung sein. Unteraktivierung dieses Areals, die sich durch hochamplitudige langsame Wellen (Theta oder Alpha) zeigt, wird, unserer Erfahrung nach, oft bei Patienten beobachtet, die am Asperger Syndrom leiden. Die gleichen Symptome von sensorischer Aprosodie können nach einem Schlaganfall dieser Region auftreten,  Ross (1981).


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