Freitag, 12. August 2016

Parietallappen Medial Dorsaler Aspekt, wichtig für alle NFB Therapeuten, die u.a. LRS therapieren



BA 7: Cuneus, Precuneus


Die medialen superioren Areale des Parietallappen werden Cuneus und Precuneus genannt. Diese Areale haben die Aufgabe auditive, visuelle und kinästhetische Inputs und die Orientierung im Raum zu organisieren, zu integrieren und zu synthetisieren. Sie sind eine der Regionen, die zuletzt myelinisiert werden. BA 7 ist eine bedeutende Region für High Level Funktionen inklusive der Aufmerksamkeit, selbstbezogener und selbstreflektierender Aufgaben, der „Theory of Mind“, dem Arbeitsgedächtnis und vieler anderer kognitiver Prozesse. Der Precuneus hat eine Bedeutung für die räumlich-visuelle Vorstellungskraft, das episodisches Gedächtnis und die innere Selbstbetrachtung. Diese posterioren medialen Areale haben eine sehr hohe metabolische Aktivität. Es kommt zu einer Abnahme dieser Default Mode Aktivität während nach außen gerichteter, zielorientierter Aufgaben. Deshalb vergessen Patienten während kognitiver Aufgaben in der Regel eine eventuell vorhandene Angst.
Dieses Areal besitzt extensive Verbindungen zu anderen medialen und lateralen Arealen des Parietallappen, den temporalen Hirnrinden, den medialen und auch den dorsolateralen frontalen Hirnrinden, den orbitalen Oberflächen der Frontallappen und dem anterioren Cingulate (Cavanna, 2006). Mit anderen Worten, sie sind ein wichtiger Teil des Default Netzwerkes.

BA 5 (Bereits besprochen bei der Diskussion der zentralen Regionen)
Der posteriore Teil von BA 5 ist wichtig zur Erfassung taktiler Objekte, des Körpers und zur Orientierung im außerpersonalen Raum. Wie bereits erwähnt, führt eine Beschädigung dieses Areals zu Agnosie und Apraxie.



Gray’s Anatomy (1918)
Gray’s Anatomy (1918), midsagittal section to view medial aspects of parietal lobe



Der Precuneus, Cuneus und der posteriore Cingulate sind während der Ruhephasen  aktiver. Während motorischer oder kognitiver Aufgaben nimmt ihre Aktivierung kontinuierlich ab. Diese Areale dienen dem Kernbewusstsein und repräsentieren das „Selbst“ in seinem Verhältnis zur Welt. Sie sind beteiligt am Erfassen der äußeren Welt und haben eine Bedeutung für die psychologische Beurteilung und Einschätzung des „Selbst in der Welt Seins“. Das ist eine Form der Analyse visueller und emotionaler Reaktionen und beinhaltet die Entscheidungsfindung über das Verhältnis einer anderen Person im Vergleich zu sich selbst. (Seger, Stone & Keenan, 2004). Eventuell ist es wichtig, dass von dort direkte Verbindungen zum inferioren rechten Parietallappen (zwischen P4 und T6/P8) bestehen, der ein Teil der rechtslateralen von parietal nach frontal verlaufenden Netzwerks von Spiegelneuronen zur Imitation ist. Solche Imitationen beinhalten die Interpretation von Anspielungen und das Verstehen der Bedeutung von verbaler und non verbaler Kommunikation bei anderen, um in der Lage zu sein, deren Verhalten zu imitieren. Probleme in diesen funktionalen Bereichen werden bei Aspergerstörungen oder autistischen Spektrumsstörungen beobachtet.
Ein siebenjähriges autistisches Mädchen entwickelte einen Exzess von hochfrequentem Beta im Areal um P4 während des Neurofeedbacktrainings. Das Phänomen trat in dem Moment auf, als sich ihre sozialen Fähigkeiten verbesserten und sie ein annähernd ununterscheidbares Verhalten gegenüber ihrer begabten, sozial kompetenten, nicht autistischen Zwillingsschwester zeigte. Auch die Mutter erkannte den Zusammenhang und sagte: “Bitte trainieren sie High Beta nicht herunter. Alles läuft fantastisch!” Dieser Aktivitätsanstieg an P4 scheint einen kompensatorischen Prozess repräsentiert zu haben. Wir benutzen diesen Fall gerne als Beispiel, um Therapeuten davor zu warnen, beim Z Score Training alle Vorsicht fallen zu lassen und nach der Rasenmähermethode vorzugehen um ALLES zu “normalisieren”. Es ist ratsam die Probleme des Klienten sorgfältig einzugrenzen und erst danach zu entscheiden, welche Frequenzen und Elektrodenpositionen bei speziell diesem Klienten zum Neurofeedbacktraining geeignet sind.
Der Precuneus scheint an selbstbezogenen mentalen Repräsentationen während der Ruhe beteiligt zu sein- in anderen Worten, am Selbstbewusstsein. Bei unserer Einschätzung von Klienten mit exzessiver Angst, achten wir auf hochamplitudiges High Beta in dieser posterioren medialen Region. Manchmal beobachten wir High Beta Spindeln mit mehr als 2 Standardabweichungen oberhalb der Normwerte zwischen P4 und P8(T6) in der gesamten Umgebung des rechten angularen Gyrus. Wir haben erwähnt, dass diese Entdeckung mit der Hypervigilanz dieser Patienten zusammenhängen könnte und dass sie damit einen Bezug zu deren Angst besitzt. Das kann auch bei hypervigilanten Klienten beobachtet werden, die Schwierigkeiten beim Einschlafen haben, aber wieder einschlafen, nachdem sie mitten in der Nacht erwacht sind.


 

Temporal-Parietale Verbindung, Lateraler Aspekt

(Mit Bezug zum Lernen, zum Sprachverständnis der dominanten Hemissphäre, zur Prosodiefunktion der nichtdominanten Hemissphäre)

BAs 39, 40
T7-P3 x C3-P7;
Die Grafik zeigt temporal-parietale Verbindungen. Aus Gray’s Anatomy genommen, um den angularen und den supramarginalen Gyrus zu zeigen.  Markiert wird auch der pars orbitalis



Einleitung

In der dominanten Hemissphäre umfasst die temporal-parietale Verbindung das Wernicke Areal. Dieses Areal umgibt Teile der BAs 39 und 40 in den supramarginalen Regionen und den Regionen des angularen Gyrus und  dehnt sich inferior in posterior-superioren Aspekt des Temporallappens aus, dabei einen kleinen posterioren Anteil der BAs 41,42 und 22 berührend. Die Aufgaben dieses Areals und des gleichen auf der nichtdominanten Hemissphäre unterscheiden sich. Bei der bei den meisten Menschen dominanten linken Hemissphäre behindern linksseitige Läsionen das Sprachverständnis und Erinnerungsprozesse, während Läsionen auf der nicht dominanten Seite (meistens rechts) räumlich visuelle (nonverbale) Fähigkeiten und das Verstehen und die Interpretation emotionaler Sprachaspekte und Gesten, Nuancen und Anspielungen in der Kommunikation behindern.

Das linke, frontale Operculum Areal (F5, oder Broca Areal) ist die Schlüsselregion für die Artikulation von Sprache. Wie auch immer, der Temporallappen (BAs 21 und 22) der supramarginale Gyrus, der angulare Gyrus und die Insula sind an auditiven und verbalen Repräsentationen beteiligt. Diese Areale (betrachten sie das Bild weiter unten) und deren Verbindungen, etwa durch die Arcuate Faszilien sind alle beteiligt an der Buchstaben- und Worterfassung und deren Erkennung. Diese Areale und deren Verbindungen zum Frontallappen wurden in anderen Sektionen dieser Monographie bereits beschrieben. Sie sind wichtig für das Verstehen abstrakter verbaler Ausdrücke, Objektbenennung, Worterinnerung (unter Einbeziehung des Hippocampus zur auditiven Information links und der visuellen Information rechts) und der Wahrnehmung komplexer verbaler Beziehungen.

Patienten mit Frontallappenschädigung haben Probleme in der zeitlichen Organisation von Informationen, etwa der Auflistung von Wörtern. Ein Name kann das Wernicke Areal passieren und dann über den angularen Gyrus Assoziationen in anderen Regionen des Kortex entstehen lassen. Auf diese Art und Weise ist der angulare Gyrus eine Verbindungsbrücke zwischen sensorischem Input und Arealen der Sprachproduktion. Es ist ein bedeutender Assoziationskortex der auditive und visuelle Informationen kombiniert, die beide für das Lesen und Schreiben notwendig sind. Er ist beteiligt an allen Schritten zwischen dem Lesen und dem Sprechen. Schädigungen des angularen Gyrus können zu Alexie (Unfähigkeit zu lesen) und zu Agraphie (Unfähigkeit zu schreiben) führen. Der Patient ist nicht in der Lage gehörte Laute den Schriftzeichen zuzuordnen. Er kann nur die allerkleinsten Wörter buchstabieren.

Läsionen der rechten Hemissphäre im parietal-temporal-occipital Kortex können zu der Unfähigkeit führen, zeitliche Zusammenhänge zu verstehen (Zukunftsplanung), zu räumlich-visuellen Defekten und Problemen der visuellen Merkfähigkeit. Eine Studie, die angesetzt wurde, um die neuroanatomischen Zusammenhänge von Schwierigkeiten mit beim Uhrentest (CDT), der normalerweise als Test der Parietallappen in Betracht gezogen wird, führte zu dem Ergebnis, dass eine auffallend schlechte Leistung beim CDT am deutlichsten mit der Beschädigung rechter parietaler Rindenfelder (supramarginal Gyrus) und linken inferioren frontal-parietalen opercular Rindenfeldern zusammenhing. Beim CDT soll der Proband eine Uhr zeichnen und die Zeiger auf 20 Minuten vor vier stellen. Fehler beim Setzen der richtigen Zeit traten am häufigsten bei Menschen mit Läsionen in der linken Hemissphäre auf, eventuell wegen der Interpretation der sprachlichen Anweisung in Bezug auf das Setzen der Position zwanzig vor 4. Räumlich visuelle Fehler dominierten bei Menschen mit Beschädigungen der rechten Hemissphäre; beispielsweise indem sie Zahlen auf der linken Uhrseite ausließen oder indem sie alle Zahlen auf die rechte Seite bündelten. (Tranel, Rudrauf, Vianna & Damasio, 2008).   

Läsionen der linken Hemissphäre in den gleichen Arealen führen zur Aphasie, einer Unfähigkeit ein Bilder Wörtern zuzuordnen, der Unfähigkeit sequentiell zu organisieren und der Unfähigkeit, Winkel korrekt zu zeichnen oder Zeichnungen zu kopieren.

 

Einleitung: laterale Aspekte der dominanten Hemissphäre, temporal-parietal Verbindung, die ungefähr im Zentrum eines gedachten X zwischen T7-P3 und C3-P7 liegen


Wernicke Areal
Ungefähr in der Mitte eines vorgestellten X zwischen T7-P3 und C3-P7 befindet sich eine Seite die unmittelbar über dem angularen Gyrus und dem supramarginalen Gyrus liegt. Eine Region, die Wernicke Areal genannt wird, nach Carl Wernicke (1848 – 1905) einem deutschen Psychiater und Anatom, der dieses Areal als das Gebiet entdeckte, das zum Verständnis der Sprache wichtig ist.
Carl Wernicke (1848 – 1905)
Das Wernicke Areal liegt hauptsächlich im posterioren superioren temporalen Gyrus und überspannt die Region zwischen Temporal- und Parietallappen. Diese Region spielt eine Schlüsselrolle (zusammen mit dem Broca Areal im Frontallappen) bei der Sprache. Sowohl Wernicke Aphasie als auch Broca Aphasie wurden bereits an anderer Stelle abgehandelt. (Um es dem Leser leichter zu machen ist ein  Teil dieser Ausführungen weiter unten noch einmal kopiert.) Die Funktionen des linken Temporallappens beschränken sich nicht auf die simple Wahrnehmung dessen, was jemand hört, sondern weiten sich aus zum Verstehen, zum Benennen, dem verbalen Erinnern und anderen Sprachfunktionen






Laterale Ansicht der linken cerebralen Hemissphäre um das Broca und das Wernicke Areal zu zeigen (Amanda Reeves gemäß Smith, 1962; Carlson, 1986). Das linke frontale Operculum Areal (F5, oder Broca Areal; BAs 44 and 45), bildet den Schlüssel zur Artikulation von Sprache. Wie auch immer, der Temporallappene (BAs 21 and 22) und der supramarginal Gyrus, angulare Gyrus und die Insula sind an auditiven und verbalen Repräsentationen beteiligt. Diese Areale und deren Verbindungen, etwa die über die Arcuate Faszilien zwischen Wernicke und Broca Areal, sind alle beteiligt an der Buchstaben- und Worterkennung und Wiedererkennung. Diese Areale mit ihren Verbindungen zu den Frontallappen sind wichtig zum Verstehen abstrakter Sprachkonstruktionen, zur Objektbennennung, zur Worterinnerung (unter Einbeziehung des Hippocampus für die auditive Information auf der linken und der visuellen Information auf der rechten Seitet), sowie dem Verständnis komplexer verbaler Beziehungen. Die Nähe des Wernicke Areal zum auditiven Kortex ist bedeutend für alle diese Funktionen.

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