Parietal
Lappen
Einleitung
Brodmann Areale unter Pz, die von einem Neurofeedbacktraining beeinflusst werden
können, umfassen: BA 7, somatosensorischer Kortex und Arbeitsgedächtnis,
BA 31, posteriorer cingulate Gyrus, sowie die BAs 23, 26 sowie 28, die medial liegen und in sagittalen Schnitten der cerebralen Hemissphären sichtbar werden. BAs 26 und 28 sollten, auf Grund ihrer Lage, mittels LORETA Neurofeedback trainiert werden.
Anatomische Grenzen
Der Parietallappen wird durch 4 anatomische
Grenzen bestimmt: der zentrale Sulcus (Rolando Spalt) trennt den
Parientallappen vom Frontallappen; der parieto-occipitale Sulcus (Sylvian Spalt)
ist die laterale Grenze zum Temporallappen, die mediale longitudinal Spalte
trennt beide Hemissphären und damit beide Hälften des parietalen Kortex.
Unmittelbar posterior vom zentralen
Sulcus befindet sich der postzentrale Gyrus, der der anteriorste Teil des Parietallappens
(Brodmann Areal 3) ist: das sekundäre somatosensorische kortikale Areal. Der
postcentrale Sulcus trennt diese Region vom posterioren parietalen Kortex. Er
befindet sich direkt posterior zum centralen Sulcus in der Grafik aus Gray’s
Anatomy.
Aus Grays Anatomie (1918). Diese
Zeichnung zeigt den zentralen Sulcus.
Funktionen
Der Parietallappen spielt eine wichtige Rolle bei der Integration von
sensorischen Informationen, die von äußeren Reizen oder von
verschiedenen Regionen des Körpers kommen. Er ist wichtig, um Zahlen und deren
Beziehungen zu erkennen. Rechtsseitig im NDH wird die Bewegung von Objekten im Raum und die Lokalisierung
des "Selbst" in Relation zu anderen Objekten wahrgenommen. Diese Areale können die Lage von
Objekten enkodieren. Obwohl im Grunde
multisensorisch wird der posteriore parietale Kortex als die dorsale Sehbahn
beschrieben (gegenläufig zur ventralen Bahn in den
Temporallappen). Diese dorsale Bahn wurde als “Wo” Strom (in der
räumlichen Wahrnehmung) und als „Wie“ Strom (beim Beobachten von Ereignissen)
bezeichnet. Das ventrale intraparietale (VIP) Areal erhält Input von verschiedenen
Sinneskanälen (visuell, somatosensorisch, auditiv und vestibulär)
Die Neuronen des medialen
intraparietalen (MIP) Areals sind Bestandteil der zentralen Mittellinien
Strukturen (CMSs) und, weiter dorsal gelegen, könnten sie noch stärker beteiligt
sein an der Integration und Synthese einkommender sensorischer Informationen
und bei der Weitergabe dieser Informationen zu den temporalen und frontalen
Kortices.
Das anteriore intraparietale Areal (AIP) enthält Neuronen, die Schatten,
Größe und Form von berührten Objekten erkennen, aber auch die Bewegung der
Hände. Diese Region reagiert auf beobachtete und erinnerte Stimuli. Sie besitzt
die notwendigen Verbindungen zum Frontallappen und den frontalen Augenfeldern
so dass die zielorientierte Handlung bei Augenbewegungen beigehalten werden
kann. Es wird ebenso vermutet, dass sowohl das linke als auch das rechte
parietale Neuronensystem eine Rolle bei der Selbsttranszendenz spielen, die vermutlich
eine Prädisposition zur Spiritualität anzeigt.
Der Parietallappen ist in zwei
Hemissphären geteilt – eine Rechte und eine Linke. Die linke Hemissphäre ist
bei Rechtshändern wichtiger und ist beteiligt an Symbolerkennung in Sprache
und Mathematik. Der rechte Parietallappen ist für echte Linkshänder bedeutsam,
und ist spezialisiert auf das Erkennen von Bildern und das Verstehen und Lesen
von Karten. Das sind Funktionen die für die Wahrnehmung und Speicherung räumlicher
Beziehungen zuständig sind. Der parietale Assoziationskortex ermöglicht es uns zu lesen,
zu schreiben und mathematische Probleme zu lösen. Die sensorischen Inputs der
rechten Seite wandern zur linken Seite des Parietallappens und die der linken
Seite zur rechten.
Verletzungen des rechten Parietallappens können dazu führen,
dass man die Fähigkeit verliert, räumliche Beziehungen zu visualisieren oder
sie sich vorzustellen. Das war auch eines der Probleme der 44 Jahre alten Frau,
die in jungen Jahren eine Hirnhautentzündung gehabt hatte, und von der bereits
berichtet wurde. Extreme Beschädigung dieser Region führt zu einem Neglect des
linken Wahrnehmungsfeldes und der gesamten linken Körperseite. Dabei wird diese
Person den Verlust nicht einmal bemerken und diese Störung wird Anosognosia genannt. Auch beim Zeichnen
wird das Fehlen der linken Seite auftreten. Eine neue Behandlungsmethode dieser
Störung ist die Spiegeltherapie, bei der ein Spiegel dem Gehirn die fehlende
Seite vorgaukelt, so dass das Gehirn doch nach Wegen sucht, diese Seite zu integrieren
oder zu bewegen.
Schäden des linken Parietallappens
führen zu verschiedenen Problemen, inklusive Problemen beim Rechnen, Lesen
Schreiben und dem Verstehen von Symbolen. Eine Beschädigung der linken Seite
des Parietallappens wird aber nicht zu einem Neglect der rechten Seite der
Körpers oder Raumes führen.
Kortikaler Informationsfluss
Es gibt beachtliche Hinweise darauf,
dass der gesamte Kortex in zwei funktionale Bahnen geteilt ist: einen
occipital-parietal-frontalen Pfad der “Wo” Prozesse für das Individuum generiert
und einen occipital-temporal-frontalen Pfad, der “Was” Prozesse für das
Individuum generiert. (Ungerleider and Mishkin, 1982, in
Kim & Robertson, 2001).
Dorsale und laterale Aspekte von BA 7
Der somatosensorische Assoziations Kortex ist ein Schlüsselareal des Default
Netzwerks Er besitzt neben motorischen Funktionen Erinnerungs-, Aufmerksamkeits-, und Verständnis Funktionen (emotional). Er ist an der
Schmerzwahrnehmung beteiligt. In der nicht dominanten Hemissphäre, ist er von
Bedeutung für die bewusste Wahrnehmung räumlich visueller Ereignisse und für
das Verstehen von Emotionen. Er hat Bedeutung für das Arbeitsgedächnis und das
Verstehen. Er ist beteiligt an der räumlich-visuellen Koordination (Greifen
nach Objekten) und der Bewegung beider Hände.
In der dominanten (linken Hemisspähre) enthält dieses Areal verschiedene
Netzwerke, die an solchen Funktionen wie dem verbalen Verstehen, dem
episodischen Gedächtnis, der Handschrift, dem Buchstabieren, der Sprache, der
Vorstellungskraft, dem Schwenken der Aufmerksamkeit, sowie dem Benutzen von
Werkzeugen beteiligt sind.
In der nicht dominanten (rechten) Hemissphäre hat dieses Areal Anteil am
Verstehen von Emotionen, Gesten, Nuancen und Anspielungen. Es ist wichtig für
das räumlich visuelle Verständnis inklusive der Aufmerksamkeit, dem geistigen
Perspektivenwechsel, dem räumlichen Sehen und Urteilen oder Einschätzen von visuellen oder räumlichen Aspekten in Zeichnungen oder in der realen Umgebung. Diese
Region ist auch wichtig für das räumlich-visuelle Gedächtnis.
In beiden Hemissphären ist der superiore Parietallappen an der
Rhythmuserkennung, semantischen Kategorisierungen, der Lokalisation von Berührungen
und dem Erkennen von zeitlichen Zusammenhängen beteiligt, während der inferiore Parietallappen eher an der Wahrnehmung und Einordnung taktiler Reize beteiligt ist. In beiden
Hemissphären sind Spiegelfunktionen vorhanden, die wichtig sind, um das Bewegen
und Benutzen von Objekten und Werkzeugen zu erlernen. Läsionen können zu einer ideomotorischen
Apraxie führen (Unfähigkeit gesteuerte, zielgerichtete Bewegungen durchzuführen - unabhängig von Schwäche, Paralyse, einer Koordinationsschwäche oder
einem Verlust sensorischer Fähigkeiten -) Läsionen können auch zu einer Astereognosie
führen. Das ist eine taktile Agnosie, bei der die Person unfähig wird,
gewöhnliche Objekte durch Betasten zu erkennen – wenn das Objekt also nicht
sichtbar ist. Wie viele der bisher besprochenen Regionen ist auch diese Region
Teil der Netzwerke des Arbeitsgedächtnisses für motorische, verbale, visuelle,
auditive und auch für emotionale Funktionen und ist beteiligt an der bewussten
Erinnerung an gemachte Erfahrungen. Diese Region ist ebenso ein Bestandteil der
Netzwerke (die den anterioren cingulate Kortex beinhalten) die für die
Schmerzerkennung zuständig sind.
Wichtig für Neurofeedbacktherapeuten
ist, dass dieses Areal in der NICHT DOMINANTEN Hemissphäre am
Aufmerksamkeitsnetzwerk beteiligt ist, insbesondere an dem Teil, der visuelle
und motorische Aufmerksamkeit verlangt.
Syndrome, die mit Funktionen des Parietallappens zusammen hängen
Die im Folgenden aufgeführten Syndrome
sollen dem NFB Therapeuten helfen, die durch das NFB Training über parietalen
Regionen beinflussbaren Funktionen besser zu verstehen. Das ist der einzige
Grund, warum diese oft sehr seltenen Syndrome hier aufgeführt werden. Der Neurofeedbacktherapeut muss sie nicht unbedingt kennen. Bitte achten sie aber auf die Symptome,
die mit Schäden an den geschädigten Arealen einhergehen.
BAs 40 und 39 DH:
Gerstmann Syndrome
Ein Gerstman Syndrom wird mit Läsionen im dominanten (gewöhnlicherweise
linken) Parietallappen in Verbindung gebracht. Dieses Syndrom wird durch 4
primäre Symptome charakterisiert:
Dyspraphie/Agraphia: Unfähigkeit zu schreiben.
Dyskalkulie/Akalkulie: Schwierigkeit Mathematik zu erlernen
oder zu verstehen
Finger Agnosie: Unfähigkeit, die Finger der Hand
zu unterscheiden.
Links-Rechts Unterscheidungsprobleme
Die Läsionen, die eines oder mehrere dieser Symptom verursachen, liegen im angularen oder supramarginalen Gyri in der Nähe der Verbindung zwischen Temporal-
und Parietallappen. Dysfunktionen können nach einem
Schlaganfall oder einer TBI auftreten. Zusätzlich zu den oben aufgeführten
Symptomen zeigen manche Erwachsene auch noch eine Aphasie, also ein Problem
sich sprachlich auszudrücken und Sprache oder Geschriebenes zu verstehen. Oftmals
sind Schreiben und Lesen betroffen.
Bei Kindern könnten die mit dem Syndrom zusammen hängenden Symptome
entwicklungsbedingt sein, sie bleiben aber in den meisten Fällen bis zum
Schulbeginn und dem einsetzenden Lese- und Mathematik Unterricht unentdeckt. Wie
zu erwarten zeigen die Kinder Probleme der Handschrift und bei
Buchstabieraufgaben und sie haben Probleme beim Rechnen, sowohl in der
Addition, Subtraktion, Multiplikation als auch bei der Division. Sie zeigen
Unterscheidungsprobleme zwischen rechts und links und haben außerdem
Schwierigkeiten einzelne Finger zu unterscheiden. Zusätzlich zu den vier
Hauptsymptomen des beschriebenen Syndroms leiden diese Kinder an konstruktiver
Apraxie und sind unfähig einfache Zeichnungen zu kopieren. Dazu kommen noch
erhebliche Leseschwierigkeiten. Sowohl Kinder mit guten oder sogar sehr guten
intellektuellen Fähigkeiten als auch Kinder mit Hirnschädigung können solche Symptome zeigen.
BA 7, Lateraler Aspekt
Bálint Syndrome
Das Balint Syndrom wurde 1909 nach dem Österrreich-Ungarischen Neurologen Rezső Bálint benannt. Es wird mit bilateralen parietal –
occipitalen Läsionen in Verbindung gebracht. (Ropper, Allan, Brown, Robert,
2005). Menschen, die an diesem Syndrom leiden, haben Schwierigkeiten, das
visuelle Feld als Ganzes zu erfassen. (Simultanagnosia)). Die Fixation der
Augen fällt ihnen schwer (okulare Apraxie),
und sind nicht in der Lage, ihre Hand, rein visuell gesteuert, zu einem
spezifischen Objekt zu bewegen. (optische Ataxie). Die optische Ataxie betrifft das Greifen nach
Objekten in dem visuellen Feld, das der Schädigung des Parietallappens
gegenüber liegt.
Weil Simultanagnosie die Unfähigkeit ist simultane Ereignisse oder Objekte in
einem visuellen Feld zu erkennen, erfassen Menschen mit Balint Syndrom die Welt
als eine Abfolge von Einzelobjekten und nicht als ein Ganzes oder als eine („Gestalt“)
einer Situation. Es handelt sich um ein spezielles Defizit der Aufmerksamkeit. Eine
Besserung der Simultanagnosie besteht darin, die Bedeutung einer umfassenden
Szene zu verstehen, also darin, das sehr begrenzte Aufmerksamkeitsfeld zu
erweitern. Die Simultanagnosie ist ein visuelles Defizit, das die Erfassung verschiedener
Aspekte der visuellen Wahrnehmung beeinträchtigt, um die Fähigkeit, einzelne
Objekte erkennen zu können, zu bewahren. Es wird einer betroffenen Person
schwer fallen, ein Objekt geistig loszulassen, das sie einmal erfasst hat, um zur
Erfassung anderer Objekte zu schwenken oder es fällt ihr schwer, die Bedeutung des
ersten Objekts im Sinn zu behalten, während das zweite Objekt erkannt werden soll. Der
Patient sieht seine Welt somit in einer gestückelten, punktuellen Art und
Weise.
Okulare Apraxie
Apraxie ist
gekennzeichnet durch die Unfähigkeit, vertraute Bewegungen auf Aufforderungen
hin auszuführen. Wie bereits beschrieben, verstehen Menschen mit Apraxie, was
man von ihnen will und sie möchten das Gewünschte auch tun, sie sind aber
körperlich nicht dazu in der Lage. Bei der optischen Apraxie besteht die Schwierigkeit
darin, willentlich Augenbewegungen zu steuern und einen bestimmten Punkt
anzuvisieren. Das häufigste und einschränkendste Defizit ist der unilaterale
räumliche Neglect. Dieser Neglect stellt sich als Verzerrung der räumlichen
Repäsentationen und der Aufmerksamkeit auf der Läsionsseite dar, wobei die
gegenüberliegende Seite ignoriert wird. Das wurde bereits bei Dysfunktionen des
rechten Parietallappens beschrieben. Zusätzlich gibt es Störungen der Raum
Repräsentationen nach traumatischer Schädigung des rechtsseitigen
Parietallappens.
Optische Ataxie ist die Unfähigkeit, die eigene Hand visuell
gesteuert zu einem Objekt zu lenken. Die Problematik darf dabei nicht durch
motorische oder somatosensorische Störungen oder Störungen des visuellen Feldes
oder der Sehschärfe erklärbar sein. Die optische Ataxie ist eines der
Phänomene, die beim Balint Syndrom zu beobachten sind, wobei sie charakterisiert
wird durch eine beeinträchtigte visuelle Kontrolle der Armbewegung zu einem visuell erfassten Ziel,
begleitet von einer fehlerhaften Handwahrnehmung und Greifhaltung. Es handelt
sich um eine spezifisch visuomotorische Störung, die unabhängig von
fehlerhafter Raumwahrnehmung ist. Die optische Ataxie ist auch bekannt als
Dysmetrie. Sie zeichnet sich aus durch die mangelhafte Koordination von
Bewegungen, typischerweise durch ein Übersteuern oder Untersteuern zu einer
beabsichtigten Position der Hand, des Arms, des Beins oder des Auges. Sie wird
manchmal als Unfähigkeit ,Distanzen zu beurteilen oder zu messen, beschrieben.
Bálint erzählt von einem Patienten, der ein Stück Fleisch, das er mit einer
Gabel in der linken Hand auf dem Teller hielt, schneiden wollte, dabei aber
außerhalb des Tellers mit dem in der rechten Hand gehaltenen Messer nach dem
Fleisch suchte. Die Fähigkeit ein Objekt
zu ergreifen ist ebenfalls beeinträchtigt.
Anatomische Läsionen die diese
Symptome des Balint Sydroms verursachen
Die visuellen Probleme beim Balint
Syndrom sind normalerweise eine Folge der Beschädigung des obersten Teils der
temporal-occipital Lappens auf beiden Seiten des Gehirns. Die
temporalen-occipitalen Areale gehören zu den lateralen und posterioren Teilen
des Gehirns. Beim Bálint Syndrom, ist der superiore oder dorsale Teil der
Parietallappen beider Seiten affiziert. Die Parietallappen sind die mittleren
Teile der dorsalen Hirnaspekte. Normalerweise besteht eine bilaterlae
Beschädigung des posterioren parietalen Kortex. Die Beschädigung und damit das
Syndrom sind oft die Folge einzelner oder multipler Schlaganfälle, von Alzheimer
Erkrankungen, intracranialen Tumoren oder Hirnerkrankungen; kurzum, von allem,
was Schäden an den posterior-superioren Arealen des Parietallappens (BA7) verursacht.
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