Das Wernicke Areal ist bekanntlich wichtig
für das Sprachverständnis. Am Prozess des Verstehens sind der inferiore
Parietallappen und das auditive Assoziationsareal des superioren Temporalgyrus
beteiligt. Wenn diese Areale beschädigt sind, bleiben Sprache und Grammatik
flüssig, aber die Person wird Unsinniges von sich geben. Sie benutzt (ohne dass
es ihr bewusst ist), einen Jargon, der aus inadäquaten und unpassenden Wörtern
besteht, mit dem Ergebnis, dass sie ihre eigene Sprache nicht versteht. Die
gleichen Probleme beim Sprachverständnis treten auch beim Lesen und Schreiben
auf.
Eine Läsion in der Nähe des Wernicke Zentrums im posterioren Teil des
linken Temporallappens führt dazu, dass der Betreffende nicht mehr in der Lage
ist, Wortbedeutungen zu erkennen.
Schäden der Verbindungen zwischen dem auditiven Kortex und dem Wernicke
Areal führen dazu, dass ein Mensch Töne hört, aber wortblind wird. Er kann die
Bedeutung eines gesprochenen Wortes nicht mehr erfassen, obwohl ser in der Lage
ist, normal zu lesen, zu schreiben oder zu sprechen.
Schäden an der Verbindung zwischen Wernicke Areal und Broca Areal machen es
dem Betreffenden unmöglich, Spracheinheiten zu wiederholen, die mehr als ein
Wort umfassen, insbesondere, wenn die Wörter wenig vertraut klingen. Der Grund dafür
ist die dann fehlende Möglichkeit, die Bedeutung auf einem Umweg zu
entschlüsseln.
Kommunikation zwischen Wernicke und Broca Areal liegen in den
superioren longitudinal Faszilien und einem Teil davon, der arcuate Faszilius
genannt wird, einem Band mit sehr langen Assoziationsfasern, die in jeder
zerebralen Hemissphäre von anterior nach posterior reichen. Diese Fasern führen
vom Frontallappen durch den Parietallappen über und unter die Insula und um das
Ende des lateralen Sulcus. Einige Äste führen zu den Temporallappen, andere
Äste reichen den ganzen posterioren Weg zurück zum Occipitallappen. Diese
Kommunikationsverbindung in der linken Hemissphäre ist entscheidend für die
Sprache. Es gibt zwei Pfade, einen direkten und einen indirekten, zwischen dem
Wernicke und dem Broca Areal. (Catani
& Jones, 2005). Eine Beschädigung
des direkten Pfades führt zu einer Leitungsaphasie, während eine Beschädigung
des indirekten Pfades die Fähigkeit, Sprache zu wiederholen, verschont, aber
das Sprachverständnis verhindert. Die Symptome der Leitungsaphasie legen nahe,
dass die Verbindung zwischen dem posterioren temporalen Kortex und dem
frontalen Kortex eine unersetzliche Rolle für das Kurzzeitgedächtnis von
Wörtern spielt, aber auch für Sprachmelodien, die neuartig sind oder das erste
Mal gehört werden. Der Arcuate Faszilius verbindet diese beiden Regionen und lässt
Informationen hin und her zirkulieren, wahrscheinlich als Tribut an das Kurzzeitgedächtnis.
Bei der Mehrheit
der Menschen mit Musiktaubheit ist die
Funktion des superioren Arcuate Fasciluus der rechten Hemissphäre
beeinträchtigt. Das kommt von einer Unterbrechung der Verbindung zwischen dem
posterior superioren Temporalgyrus und dem posterioren inferioren Frontalgyrus.
Der posteriore superiore Temporalgyrus
könnet die Quelle dieser Störung sein.
Die Fähigkeit zu verstehen kann bei diesen Patienten durch das Visualisieren
dessen, worüber gesprochen wird, verbessert werden. Sie bleiben aber weiterhin
unfähig, auch nur die kleinste Reihe beziehungsloser Wörter zu wiederholen. Auf
der anderen Seite ist es aber gut möglich, dass sie das Gesagte verstehen und
dass sie in der Lage sind, verständig zu sprechen und intelligente Antworten zu
geben
Hingegen kann bei manchen Patienten das gegenteilige Problem auftreten. Eine
überaktivierte Verbindung zwischen Wernicke und Broca Areal kann zur automatischen Wiederholung von Wörtern oder
Phrasen führen, der Echolalie.
Broca Areal (BAs 44, 45)
Wie bereits im Abschnitt über den Frontallappen beschrieben, beeinträchtigt
eine Beschädigung des Broca Areals die Fähigkeit, den motorischen Kortex
adäquat zu aktivieren, was zu Artikulationsstörungen führt. Schädigungen des
Broca Areals und von dessen Assoziationsarealen können dazu führen, dass eine Person
in der Lage ist, Gesagtes zu verstehen und dass sie genau weiß, was sie sagen
will, aber nicht dazu in der Lage ist, das auch zu tun. Die Person gibt
abgehackte Töne und Wörter von sich, so dass der Sprachfluss verloren geht, bis
die Sprache sich dem Telegrammstil nähert, also ohne Verbindungswörter (wenn,
oder, und, aber) gesprochen wird. Grammatikfehler in der Aussprache und
Schreibfehler können beobachtet werden. In einigen Fällen verliert die Person das
grammatikalische Verständnis bei Geschriebenem oder Gesprochenem. Es zeigt sich
oft ein Problem bei den Präpositionen. Die Broca Aphasie wird normalerweise von motorischen Ausfällen
(rechtsseitiger Hemiparese und rechtsseitige Gesichtslähmung) begleitet
Beschädigungen der Verbindungen des umgebenden Kortex zu den Spracharealen können
zur Unfähigkeit der Person führen, Sprache zu verstehen. Wie auch immer, die Person kann weiterhin Wörter
wiederholen oder bekannte Phrasen vervollständigen. (z.B. “Rosen sind rot...”).
BA 39: Angularer Gyrus, Einleitung
Brodmann Areal 39 ist die Region des Parietallappens die an der
occipital-parietal-temporalen Verbindung hinter (posterior zu) der
Lateralspalte liegt. Sie befindet
sich unmittelbar posterior zum supramarginal Gyrus. Sie ist beteiligt an
räumlich visuellen Sprachaufgaben und deshalb an der visuellen
Wortwiedererkennung. Der linkshemissphärische Angulargyrus wird zum Lesen
benötigt. Beschädigungen dieses Areals können zur Alexie führen (der Unfähigkeit
zu lesen) oder aber zur Agraphie (der Unfähigkeit zu schreiben). In der
dominanten Hemissphäre ist diese Region wichtig zu Generierung von Sätzen und
zur verbalen Kreativität. Sie ist an Netzwerken höhere exekutiver Funktionen beteiligt wie
denen der schlussfolgernden Begründung. Dieses Areal ist auch für arithmetische
Aufgaben und numerische Fakten notwendig. (Beachten sie, dass BA 44 auch für
Arithmetik wichtig ist.)
Lernschwierigkeiten
Dysfunktionen dieses
Areal können auch zu einer ganzen Reihe von Lernschwierigkeiten führen. Das
kann Probleme beim Rechnen (auch durch das Intraparietale Sulcus Areal) bei der
links rechts Unterscheidung und auch bei der technischer Kompetenz beinhalten. Diese
Menschen könnten Symptome der Agraphie zeigen, einschließlich der
Buchstabenwiederholung, der Vertauschung der Reihenfolge von Buchstaben, Probleme
haben beim Kreuzen von Linien und beim Kopieren von Bildern. Auch Symptome der
Apraxie (Unfähigkeit eine erlernte Bewegung auf Kommando auszuführen) können
auftreten, wie Dysphasie, inklusive der Unfähigkeit Wortbedeutungen zu
verstehen (ein Problem der semantischen Aphasie), Problemen der
Objektbezeichnung oder der Interpretation von Bildern z.B. Comics. Die Identifikation
von Umrissen, Größe und Textur kann erschwert sein. Einige Betroffene haben allgemeinere
Probleme. Sie sind oft ungeschickt, besitzen ein schlechtes Orientierungsgefühl,
malen schlecht und haben Probleme beim Buchstabieren. Alle aufgeführten Lernschwierigkeiten,
die hauptsächlich von der dominanten Hemissphäre stammen, können auch die
nichtdominante Hemissphäre betreffen. Beschädigungen dieses Areals und ebenfalls
von BA 40 führen zum Gerstmann Syndrom, das bereits gekennzeichnet wurde als
Problem in vier Bereichen: Schreiben (Agraphie oder Dysgraphie), Rechnen
(Dyskalkulie) Fingererkennung und Benennung (Finger Agnosie) und der
Links-Rechts Unterscheidung. Tatsächlich zeigen die meisten Patienten nicht
alle vier Symptome. (Zur detaillierteren Ausführung: Mayer, Martory, Pegna, Landis, Delavelle
& Annoni, 1999).
In Bezug auf
autistische Spektrumsstörungen ist interessant, dass dieses Areal Bedeutung für
die Funktion der „Theory of mind” besitzt, der Fähigkeit sich die Beweggründe
und Emotionen einer anderen Person vorzustellen. Die Funktionen dieses Areals
beinhalten auch das räumliche Fokussieren, Handlungsabfolgen und die Erfassung
des situativen Kontextes.
Action authorship – die
Beurteilung, ob eine Handlung von einem selbst oder einem anderen begangen
wurde - ist ebenfalls eine Funktion dieses Areals. Nach Notenblatt musizieren
ist eine weitere Funktion (hauptsächlich eine der nicht dominanten Hemissphäre)
Diese Region ist auch beteiligt an reflexiver Selbstwahrnehmung und daran,
Dinge einmal anders zu betrachten als andere, einer Funktion des Default Netzwerkes.
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