Warum Biofeedback? Ein von mir geschriebener Artikel von der Homepage
Der Organismus kann als ein an alle möglichen äußeren und inneren Anforderungen angepasstes System verstanden werden, das durch Aktivierung und Deaktivierung reguliert wird. Im Normalfall, wenn wir uns gut fühlen, sind die uns abverlangten Anpassungsleistungen gut und fast mühelos zu bewältigen.
Der Organismus hat ein fein austariertes System von Anpassungsmöglichkeiten. Im autonomen Nervensystem sind das z.B. das symphatische und das parasymphatische System, im Gehirn bremsende und aktivierende Netzwerke. Wenn wir etwas Schönes erleben, schlägt das Herz schneller, unser Atemrhythmus wird anders, wir könnten Hüpfen vor Begeisterung, wenn wir etwas fürchten, atmen wir flacher, die Gefäße ziehen sich zusammen, die Hände werden kälter, der Schweiß bricht uns aus.
Wenn wir ganz entspannt sind, ist unser Atemrhythmus gleichmäßig, die Blutgefäße weiten sich, die Hände werden warm.
Entspannt kann man auf der Arbeit oder in der Schule mehr leisten. Wenn alles wie von alleine läuft, sind wir gut gelaunt und haben Kraft zum Lernen oder Arbeiten.
Wenn wir einer schwierigen Aufgabe gegenüberstehen, die wir fürchten, erhöht sich unsere innere Anspannung. Wir werden verzagt und mutlos oder demotiviert, körperlich spüren wir bei der Konfrontation mit der Aufgabe, dass unser Herz schneller schlägt, dass wir unruhig atmen, dass die Hände kalt werden. Es ist eine Situation zum Davonlaufen.
In der modernen Arbeits- und Schulwelt kommt es schnell zu hohen Anforderungen, die wir nur bewältigen können, wenn wir das Glück haben, nicht durch weit zurückliegende emotionale Probleme geprägt zu sein. Bei Schulkindern können ausgelassene Automatisierungsschritte im Bereich des Sehens, des Hörens und der Motorik vorliegen, die das Lesen- und Schreiben Lernen, aber auch das Rechnen zur fast unlösbaren Aufgabe machen. Bei Erwachsenen ist es manchmal eine seelische Disposition, eine ungünstige frühkindliche Prägung, die in schwierigen Situationen Ängste erzeugt, die das Stressniveau rasch steigern.
Bei Kindern sind depressive Zustände und daraus resultierende Motivationsprobleme nicht selten, bei den Erwachsenen zeigen sich Probleme wie Herzrasen, Angst, Schwitzen, Schlafstörung, Bluthochdruck, Tinnitus oder Schwindel.
Die Ursache ist eine andauernde Überaktivierung des symphatischen Systems. Stress führt zu mannigfachen Reaktionen im Organismus. Er ist der Versuch des Organismus, die Herausforderung zu bewältigen.
Die Idee der Kampf- und Fluchtreaktion des Körpers zur Gefahrenabwehr wurde durch die Polyvagaltheorie deutlich erweitert. Nach Steven Porges ist das angepasste Verhalten des Säugetiers nur möglich, weil die immer hohe Aktivität des Säugetierkörpers durch den Vagusnerv reguliert wird, bis eine optimale Anpassung aller physiologischen Prozesse an die jeweilige Situation möglich wird. Man kann sich das so vorstellen, dass der Vagus eine Bremse darstellt, die gut funktionieren muss, um uns in einen seelischen und körperlichen Zustand zu versetzen, in dem wir entspannt und angstfrei reagieren – und damit lernen- zu können. Das vagale System besteht nun aus zwei Ästen, von denen der eine, genetisch jüngere, während der kindlichen Entwicklung aufgebaut wird. Dieser Anteil des bremsenden Systems entwickelt sich schlecht, wenn das Kind in einem wenig vertrauenerweckenden Umfeld aufwächst. Es genügt dabei schon, dass einer der Eltern depressiv war und das Lächeln des Säuglings nicht erwidern konnte. Die Einschätzung von sicherer und unsicherer Umgebung durch den Organismus bleibt ein Leben lang gestört. Daraus entwickeln sich psychische Muster, die wir als ADS, ADHS, evtl. Autismus, in jedem Falle aber als auffällig erleben. Die Auffälligkeit betrifft ja immer den Kontakt zur Außenwelt. Das heißt, das es eventuell eine physiologisch erkennbare Begründung für solche Probleme gibt. Gemessen werden können sie z.B. durch eine Messung der Herzratenvariabilität, die bei solchen Menschen herab gesetzt ist. Solche Menschen sind niemals in der Lage wirklich zu entspannen. Ihr Organismus ist zu wenig in der Lage, innere sympathische Aktivierung herunter zu regeln. Es könnte also bei solchen Menschen eine Disposition zur verschärften Stressreaktion vorliegen. Betroffene Kinder fallen in motorischen Tests auf das Vorhandensein frühkindlicher Reflexe oftmals durch den MORO Reflex auf.
Man kann die Regulation des Stresssystems nach Steven Porges Meinung verbessern durch das Zeigen von Mimiken auf Bildern und durch speziell zubereitete, eventuell lateralisiert angebotene Musik, aber auch durch Biofeedback und Neurofeedback. Dabei bekommt der Klient den aktuellen physiologischen Aktivierungszustand sofort gespiegelt. Kleine Sensoren messen den Herzschlag, die Atmung und die Hauttemperatur sowie die Hautleitfähigkeit und Muskelanspannung des Organismus. Kleine Computeranimationen geben unmittelbare Rückmeldung über Veränderungen. Nun erlernt man in wenigen Sitzungen, alle Parameter der Stressreaktion selbsttätig zu beeinflussen. Vorbild könnten fernöstliche Meditationsmeister sein. Mit Biofeedback erlernt man die Selbststeuerung aber schneller und müheloser. Die Überaktivierung des Symphatikus ist kein Schicksal.
Ergänzend muss das HWS Trauma in Betracht gezogen werden. Dr. Kuklinski beschreibt in seinen Büchern die biochemische Ursache verschiedener Stoffwechselprobleme, die manchmal durch ein Halswirbelsäulen Trauma ausgelöst werden. Da Stoffwechselprobleme bei Kindern nicht selten vorkommen z.B. bei der Kryptopyrolurie, ist eine ärztliche Abklärung hilfreich. Der Körper ist in manchen Fällen nicht in der Lage die Botenstoffe zu synthetisieren, die z.B. die Aufmerksamkeit regulieren. Hier kann die Gabe von Mikronährstoffen nach Meinung unserer ärztlichen Kollegen, die Gabe von Methylphenidat, dem chemischen Inhalt von z.B Ritalin, überflüssig machen.
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